David du hast im Juni 2018 erfolgreich an der KunstModeDesign Herbststrasse maturiert. Was machst du jetzt?
Zurzeit absolviere ich meinen Zivildienst bei den Wiener Sozialdiensten in einer Tagesstruktur. Hier arbeite ich mit Menschen mit Behinderungen in diversen Werkstätten; hauptsächlich in der Keramik- sowie in der Textilwerkstatt. Glücklich bin ich darüber, dass ich in den Werkstätten freie Hand habe, Neues ausprobieren und sehr vieles umsetzen kann.
Wie sind deine Zukunftspläne? Bleibst du in der Branche?
Ich habe mich entschieden, dass ich in der Mode- und Kunstbranche bleibe. Ich möchte mich im Bereich Modedesign weiter entwickeln und strebe eine weitere Ausbildung nach dem Zivildienst an. Mein Ziel ist es, Menschen mit meiner Arbeit zu begeistern und Emotionen zu wecken. Ich möchte mich auf diesem Weg nicht beirren lassen und mir selbst immer treu bleiben. Beruflich möchte ich einerseits Mode entwerfen, inszenieren und die Wertigkeit des Handwerks der Mode hervorheben.
Wie kam es dazu?
Mein Interesse und meine Leidenschaft für die Mode entdeckte ich im 3. Jahrgang. Als ich mich entschloss, den textilen Zweig der KMD Herbststrasse zu wählen. Hierbei hatten wir unter anderem das Fach „Drucktechniken“. Mit unserer Professorin Mag.a. Christina Raab entschieden wir, dass wir als Gruppe bei der Fashionshow der Schule mitmachen möchten. Im Laufe des Jahres entwickelte jeder von uns ein Outfit mit Unterstützung unserer Professorin. Sie brachte mir das Thema Mode näher und begeisterte mich dafür.
Hat das nicht Irritationen ausgelöst?
Vor allem die Modeschüler und auch Professoren waren verblüfft. Als ich im 4. Jahrgang meine eigene kleine Kollektion (Clan VII) präsentierte, waren sie erstaunt, dass ein Kunstschüler überhaupt nähen und entwerfen konnte. Geschweige denn eine Kollektion umsetzen. Ich bekam sehr viel Aufmerksamkeit und Zuspruch sowohl von den Kunst- als auch von den Modeklassen. Ich habe viel Unterstützung von Professoren aus der Modeschule erhalten. Vorrangig von Christina Raab im Design und von Sylvia Syrovatka in den nähtechnischen Fragen.
Wie bist du konzeptuell vorgegangen?
Meine Partnerin bei der Diplomarbeit, Sarah Kölbl und ich sind vom Thema Fetischismus im Mode- und Schmuckdesign ausgegangen. Hierbei habe ich mich von der österreichischen Designerin Marina Hörmanseder und dem ehemaligen britischen Designer Alexander McQueen inspirieren lassen. Die Idee des Outfits entstand durch meine Haustiere: Seidenhühner. Ich rückte die Ästhetik und Optik der Seidenhühner in den Mittelpunkt des Designs und vollzog mit dem Outfit eine Mutation von Tier und Mensch. Christina Raab begleitete den gesamten Prozess, indem sie immer wieder Input lieferte und mich gleichzeitig daran erinnerte, das Wesentliche im Auge zu behalten. Ich profitierte von ihrer Erfahrung und ihrem Vertrauen in meine Fähigkeiten.
Die KMD Herbststrasse ist dafür bekannt, im Kunst- und Modebereich gut vernetzt zu sein. Hast du davon profitiert?
Ja, davon habe ich profitiert. Meine Abschlussarbeit wurde in einer Ausstellung in den Ringstraßen-Galerien gezeigt. Ich habe von der KMD Herbststrasse auch die Möglichkeit erhalten, meinen Prototypen auf der Vienna Fashion Week zu präsentieren. Hierbei ergaben sich spannende Bekanntschaften. Interessent/innen waren von meiner Arbeit begeistert und so bekam ich die Möglichkeit einer Inszenierung meiner Kollektion Clan VII sowie Silky Fowl/Heidi im Zuge des Future Balls 2018 durch Time4Artists.
Ist dein Prototyp grundsätzlich geeignet für eine klassische Kunst-Ausstellung?
Grundsätzlich wäre der Prototyp auch für eine klassische Kunst-Ausstellung geeignet. Dennoch lebt mein Prototyp von der Inszenierung. Diese wäre auf dem Catwalk möglich. Ich würde aber andere Möglichkeiten der Inszenierung dem klassischen Catwalk vorziehen. Ich sehe da keine Grenzen.
Kollektion Clan VII von David Vesely
Foto: Lukas Johann Kühberger
Welchen Benefit siehst du nach 5 Jahren an der KMD Herbststrasse?
Die KMD Herbststrasse bietet Raum und Freiraum. Diesen sich zu erobern liegt aber immer am Schüler selbst. Ich wurde nicht daran gehindert, das, was in mir war und ist, zu entfalten. Und das ist meiner Meinung nach ganz wesentlich. Ich bin dankbar für die Unterstützung, die ich sowohl von Mitschülern, Professoren und auch von der Direktion erhielt. Highlights waren sicherlich die Präsentationen meiner Arbeiten und die Wertschätzung dafür.
Wie würdest du deine „Entwicklung“ nach 5 Jahren beschreiben? Findet man erst seinen „künstlerischen Weg“?
Ich wusste von Beginn an, dass diese Schule die richtige für mich war, doch was ich damit anfangen werde, erkannte ich am Anfang nicht. Im 1. Jahrgang war ich noch davon überzeugt in den Ausbildungsschwerpunkt ProduktDesignObjekt zu gehen.
Mode tangierte mich damals noch nicht. Nach der Fashionshow der Herbststrasse im 3. Jahrgang kristallisierte sich für mich heraus, welchen Weg ich gehen möchte. Die Projekte in den Werkstätten waren ausschlaggebend. Durch den Austausch mit Christina Raab kam die Neugierde zu entwerfen und Projekte im Bereich der Mode umzusetzen. Diese Neugierde ist bis heute geblieben.
Wir hatten in der Schule eine Diskussion darüber, ob dein Prototyp auch für die Bewerbung des open house geeignet ist! Manche fanden deinen Prototyp zu wenig repräsentativ („Kunstschüler macht Mode“), zu „verwirrend“, weil es wichtig ist, die Modeschule doch klar von der Kunstschule“ abzugrenzen. Was ist deine Meinung dazu?
Für mich gab es auch niemals eine Grenze zur Mode. (Anmerkung: David war im textilen Zweig in der Kunstschule Herbststrasse.) Ich verstehe, dass man die Zweige definieren möchte, dennoch sollte es auf beiden Seiten möglich sein, grenzenlos zu denken. Umso erfreulicher finde ich, dass der Prototyp „diskutiert“ wurde. Vielleicht ist es an der Zeit, über noch mehr Kooperationen nachzudenken, ohne Angst zu haben, etwas zu verlieren, indem Gleichwertigkeit und Achtsamkeit vor dem jeweils anderen gelebt wird. Ich meine, nur so kann wirklich Großes entstehen.
Gibt’s eine Message von dir?
Lebe deine Leidenschaft.
Danke für das Interview!
Das Interview wurde von Daniel Mistura geführt und redigiert.