Schüler:innen besuchten Ende 2023 das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen und teilen hier ihre Eindrücke.
Tamara Rotter, 5 hka
Mauthausen
Ein Ort
Grausam und kalt
Ein Friedhof getarnt als
Festung
Eva Zoglauer, 5 hka
Kälte
Schwere Schritte
Schülerinnen sehen, verstehen
Mauthausen erzählt, vergisst nie
Erinnerung
Amelie Forsthuber: 5 hka
Schnee
Die Sonne ließ den Schnee um unsere Füße glitzern, wärmte uns das Gesicht…
Wir sind es gewohnt, romantische, ausgelassene Geschichten zu erzählen oder sachliche Erörterungen zu schreiben. Mir kommt vor, je tiefgehender, persönlicher eine Situation ist, desto schwerer fällt die Kommunikation, und weil es so schwerfällt, ist es immer eine noch größere Überwindung, die wir aus Angst nicht verstanden zu werden, und nicht zu verstehen, so oft nicht wagen, dass es zu etwas so Ungewohntem wird, dass es uns unglaublich schwer fällt, und weil es so schwer fällt, ist es immer eine noch größere Überwindung …
Doch viel
Wir standen da, waren still, doch viel war es das uns innerlich aufwühlte…
Es fällt mir schwer, all diese beklemmenden Gefühle, abstrakte Gedankenkreisel in Worte zu fassen, die an diesem Ort ständig präsent waren, alle Erinnerungen daran begleiteten… die türkisen Holzfassaden sahen fast idyllisch aus, ein angenehmer Holzgeruch füllte die Baracken. Die Vorstellung wie viele Menschen hier innerhalb unglaublich elender Bedingungen an Hunger, Krankheit, Erschöpfung… starben, Individuum zu sein in einer riesigen, dicht gedrängten, entmenschlichten Masse, der täglicher Überlebenskampf, die Lärmwolke aus Seufzern, Stöhnen, Weinen… wie sie in dem Bericht eines Häftlings beschrieben wurde… ist unbegreifbar.
Kälter ist die
Man stellt sich vor es sind kalte Mauern, kalter Stacheldraht, kalte Wachtürme …aber kälter ist die Atmosphäre, die sich über alles ausdehnt, alles einnimmt, lähmt…
Kälter ist die grinsende Grimasse der SS-Leute, die einem von Fotos entgegenlachen … Kälter ist ihr Bewusstsein darüber, grausam zu sein … Kälter ist die breite Akzeptanz oder sogar Unterstützung die das KZ, die ein solch abscheulicher Umgang mit Menschen in der Bevölkerung hatte …
Grausamkeit, die geschah, direkt
Sich bewusst zu werden der Grausamkeit, die geschah, direkt auf dem Boden, auf dem wir gingen, direkt von Menschen, in voller Absicht, direkt an Menschen…
Es ist mir vollkommen unmöglich zu verstehen, wie man sich moralisch dazu berechtigt fühlen kann, Mitmenschen zu foltern. Es ist deprimierend, dass Menschen sich mächtig fühlen, wenn sie andere demütigen, sich selbst mehr wert fühlen, wenn sie andere abwerten. Es ist erschreckend wie gewaltbereit Menschen sind, wie wenig hinterfragt wird, wenn man selbst von einem System profitiert, sich darin heldenhaft und wichtig fühlen kann.
Hier
Die Menschen, die diese Grausamkeit möglich machten, waren nicht vereinzelte, es waren nicht ein paar Radikale irgendwo, nicht nur hier, wo so viel unvorstellbar Schreckliches passierte…
Möglich machte es auch eine Mehrheit, die dieselbe, hassvolle Ideologie vertrat, die es ok fand. Eine Ideologie, die nicht von einem Tag auf den nächsten verschwunden ist, von Menschen gelebt wurde die unsere Urur- und Urgroßeltern waren, die Einfluss nahm auf unsere Großeltern … und sicher auch auf uns, im hier und jetzt, unterbewusste Spuren hinterlassen hat.