Eröffnung der Ausstellung „Real Live//s?“
Gesellschaftliche Realitäten
Ein Beitrag von Tobias Dörler
In dieser virtuellen Ausstellung werden die Jahresarbeiten von zwei Gruppen des 5. Jahrganges der Kunstschule Herbststrasse (#KunstHerbststrasse) gezeigt, die im Rahmen des Unterrichts „Mediale Darstellungsverfahren“ entstanden sind und verschiedenste gesellschaftliche Realitäten abbilden. Ich möchte Ihnen zu Beginn einen ersten Überblick geben:
Der Eröffnungstext im Wortlaut ...
Mit dem Acrylbild Baumkronenhierarchie zeigt Lena Schilling eine ganzheitliche Darstellung des Kapitalismus und dessen systemimmanenten Problemen bzw. Funktionsweisen – wie das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich, Ausbeutung von Ressourcen und daraus resultierender Umweltzerstörung. Mit dem Plakat Volle Mistkübel – leere Mägen greift Emilia Link den global ungleichen Zugang zu Essen auf. Über einer Weltkarte prangt ein Schriftzug, der auf die Millionen hungernder Menschen hinweist. Dieser Schriftzug wird gebildet durch von Link aufgenommenen Dokumentarfotos von genießbarem, aber weggeworfenem Essen. Teresa Schmölz thematisiert einen anderen Aspekt im Umgang mit Essen in Österreich: Mit Handarbeit – einer Installation aus Fotos und Text – zeigt sie die händische Fleischverarbeitung eines Jägers und kontrastiert das mit den Bedingungen im Massenbetrieb der industriellen Fleischverarbeitung.
Überfluss an Konsumgütern – der Titel von Minou Obermanns Grafik fasst bereits ihr Thema zusammen. Mit dem Symbol einer Waage stellt sie dieses Ungleichgewicht dar, in dem es nicht nur mehr Waren als Menschen gibt, sondern in dem die Waren auch wichtiger als Menschen werden. Wie in dieser Konsumgesellschaft Mädchen/Frauen dazu gedrängt werden, sich durch Kosmetikprodukte in Körpernormen zu zwängen, stellt Miriam Strake in ihrer Fotoserie Dolly in a box dar – die vermeintlich perfekte Frau wird durch den Massenkonsum von Kosmetikprodukten erreichbar. Ana-Maria Valero-Berthold macht in ihren Collagen Social Eating Habits I / II auf die Verbindung zwischen Körper- und Essensnormen aufmerksam. Sie stellt dar, wie die Normen von ‚männlichen‘ und ‚weiblichen‘ sportlichen Körpern aussehen und hinterfragt das stereotype Essverhalten, das ihnen zugeschrieben wird. Welche Auswirkungen haben Körpernormen auf die Funktionsweise von sozialen Medien? In der Foto-Installation #like thematisiert Vesna Marginter die schnelle Kategorisierung von Personen aufgrund einzelner Fotos – wie inszeniert sich eine Person auf den Fotos und entspricht sie Normen von Schönheit oder nicht?
Wie sich Körpernormen auf die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper auswirken, zeigt Paula Merkl in ihrem Video Körperlove. Behutsam dokumentiert sie mit der Kamera Körperteile und stellt so deren Diversität dar. Das verbindet sie mit Interviewpassagen darüber, inwiefern der eigene Körper akzeptiert wird. Katharina Sauermann reflektiert im Video Prfmnc über die künstlerische Ausdrucksform Performance und ihre eigene Position dazu. Indem sie nicht vor dem Publikum eine Performance durchführt, sondern ein Video erstellt, schafft sie einen geschützten Rahmen und thematisiert dabei Verletzlichkeit und Mut. Die Angst vor unangenehmen Berührungen, die zu Selbsteinschränkung des Verhaltens der Berührten führen, thematisiert Jana Löffler in ihrem Video Fear of touch. Die Protagonistin des Videos überwindet diese Selbsteinschränkung und wird als unbeeindruckte, handlungsfähige Person dargestellt.
Mit dem Zeichentrickfilm Flamenco thematisieren Maximilian Pelant und Tobias Prosl den Rückschritt, den die Natur erleidet, wenn wirtschaftlicher „Fortschritt“ vorangetrieben wird. Sie stellen die Zerstörung des Lebensraums des Flamingos dar – als Beispiel dafür wie viele Tiere in ihrer Existenz bedroht sind. Ähnlich dazu macht Nadja Skudnigg mit der Collage Biene auf das Aussterben von Bienenarten aufmerksam. Dazu hat sie andere Personen eingeladen an dem großen Kunstwerk mitzuarbeiten, um durch die gemeinsame Tätigkeit des Bemalens von toten Bienen die Partizipierenden für das Thema zu sensibilisieren. Was passiert, wenn Pflanzen auf Umweltverschmutzung reagieren – dieser Frage geht Jasmin Zuderell nach. In ihrem Animationsvideo Die Dose wehrt sich ein Wald gegen achtlos in der Natur hinterlassenen Müll. Gefühle von Bäumen werden dargestellt, wodurch an die Empathie der Betrachter*innen mit der Natur appelliert wird.
Der Umgang der Menschheit mit Angst, Unbehagen und Furcht vor einer Ungewissheit bzw. irrationalen „Bedrohung“ stellt Charlotte Leitgeb in ihren Collagen Der faule Apfel dar. Über die fünf Collagen hinweg wird dargestellt, wie die Wirklichkeit verdreht und ein absurdes Produkt als Lösung der „Bedrohung“ verkauft wird. Michaela Witz stellt mit dem Comic Who I want to be die Stereotypisierung von Personen aufgrund ihres Aussehens dar. Die Protagonistin realisiert im Laufe des Comics, dass sie diese Zuschreibung von Vorurteilen durch andere Personen nicht verhindern kann und versucht sich unabhängig von deren Meinung zu positionieren. In der Eitemperamalerei Undurchsichtigkeit des denkenden Ich stellt Hind Hafuda die Auswirkungen eines Kopftuchverbots dar. In ihrem Selbstportrait wird die Tendenz zur Auflösung des Körpers in die Abstraktion sichtbar – ein Sinnbild des Rückzugs des Körpers aus der Öffentlichkeit parallel zur Einschränkung des Tragens der Kopfbedeckung.
Am Schluss möchte ich mich noch bei allen Schüler*innen für das aktuelle tolle Jahr, aber auch für die vorherigen Jahre bedanken – es sind hier inhaltlich und technisch unglaublich spannende Arbeiten entstanden!
Kuratiert und betreut vom Künstler Tobias Dörler
17 Künstlerinnen und Künstler des 5. Jahrganges der Kunstschule Herbststrasse präsentieren hier ihre Ergebnisse
Die Website der Ausstellung wurde gestaltet von Daniel Mistura
KMD Herbststrasse, Wien 2020 ©
17 Künstler/innen, 16 Werke – ein Überblick
Ein virtueller Rundgang
Künstler/innen nach alphabetischer Reihenfolge
Künstlerin: Hind Hafuda
Titel: Undurchsichtigkeit des denkenden Ich
Material: Eitempera auf Leinwand
Undurchsichtigkeit des denkenden Ich lautet der Titel der künstlerischen Arbeit, welche vom Jahr 2019 bis 2020 entstand, in welcher es um die Veranschaulichung des Tragens des Kopftuches geht. Jede kopftuchtragende Frau bestimmt das Tragen des Kopftuches, in den meisten Fällen, selbst. Das immer weiter reichende Verbot des Tragens des Kopftuches in Österreich verursacht lediglich einen weiteren Rückzug dieser Frauen in der Gesellschaft. Genau dieses Gefühl soll in diesem Gemälde sichtbar gemacht werden und eventuell zum Nachdenken anregen.
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Die Arbeit wurde mit Eitempera auf weißer Leinwand ausgeführt. Die jeweilige Farbe wurde mit einer Ei-Leinöl-Wasser Emulsion im Verhältnis 1:1:1 angerührt. Der Emulsion wurde ein Teelöffel Damarfirnis beigemischt, um die Bindung der Pigmente zu verbessern und die Leuchtkraft der Farben zu erhöhen. Die Eitemperamalerei ist eine sehr haltbare Technik und älter als die Ölmalerei. Sie zeichnet eine hohe Leuchtkraft aus. Die Farben trocknen sehr schnell und wasserunlöslich auf.
Das Gemälde zählt zur Gattung des Selbstporträts. Das Motiv stellt ein verfremdetes Porträt dar. Auf den ersten Blick erscheint eine leuchtend farbige Struktur, die sich bei längerer Betrachtung zum Gesicht zusammenfügt. Im Vordergrund rechts unten im Bild wird die linke Schulter dargestellt. Im Zentrum befindet sich ein Antlitz in Dreiviertelprofilansicht. Im Hintergrund ist nichts Konkretes wahrnehmbar, lediglich Verschwommenes, Farbflächen, die manchmal einen Übergang vom Gesicht zum Hintergrund schaffen. Als besonderes Gestaltungselement wurden alle grauen Farbflächen, die das Kopftuch bilden, mit einem leichten Glanz versehen. Dieser Schimmer wurde erreicht, indem der Farbe ein glänzendes Aluminiumpigment beigemischt wurde. Die Gesamtheit der Fläche ist aufgelöst in farbige Flächen, welche sich durch ihre besondere Anordnung zu einem Porträt zusammenfügen.
Als Kompositionsschema ist die klassische Dreieckskomposition angewendet. Die Stirn, die linke und rechten Schulter stellen die Eckpunkte des Dreiecks dar. Die Farbfläche, bestehend aus Grün, Rosa und Orange auf der linken Wange, die annähern einem Dreieck gleicht, balanciert das Gewicht des Dreiecks des gesamten Porträts aus. Eine Diagonale im Bild verläuft von der rechten Schulter links unten im Bild, über die Nase hinauf zum Kopftuch. Die Gerade der Nase verläuft annähernd vertikal im Goldenen Schnitt, die Augen liegen horizontal fast in der Mitte des Bildes. Diese Kompositionsmittel und die strenge Pose vermitteln der Person des Bildnisses einen selbstbewussten Ausdruck.
Durch die vielen Farben, unregelmäßig in der Anordnung, wirkt das Gemälde aufgewühlt und dynamisch. Obwohl eine große rote Farbfläche dominant gesetzt ist, erscheint das Gemälde dadurch nicht aggressiv, sondern spannend. Diese Farbfläche fängt durch die Farbe und Form einen Blick ein und lenkt damit zum Bildzentrum. Außerdem sind die Farben grundsätzlich eher warm gehalten, auch wenn hier und da kalte Farbflächen erscheinen. In der Farbigkeit sind der Farbe-an-sich-Kontrast und ein leichter Hell-Dunkel-Kontrast eingesetzt. Stumpfe Farbtöne und leuchtende Farben treffen aufeinander, wodurch ein Qualitätskontrast erzielt wird und das Bild nicht grell erscheint. Wenn man das Gemälde von der Nähe betrachtet, kann man zwar etwas erkennen, wie die Augen, aber man ist eingetaucht in ein abstraktes Farbenspiel. Je mehr man sich jedoch vom Gemälde entfernt, desto mehr werden das Porträt und die Raumtiefe im Hintergrund erkennbar, es entsteht eine Tiefenwirkung allein durch die Farbe. Durch den Abstand vom Bild vermischen sich die Farben im Gedächtnis des Betrachters und setzten sich dort zu einem Gesicht zusammen. Durch diese optische Versmischung und neue Zusammensetzung erkennt man das kopftuchtragende Porträt sehr genau. Die Darstellung des Porträts ist leicht oberhalb der Normalperspektive. Das Licht im Bild fällt von links oben auf die rechte Wange, läuft von dort vertikal nach unten und endet in der großen rosa Farbfläche. Somit entsteht der Schatten unter dem Kinn, auf der linken Seite des Mundes, am linken Auge und auf der linken Seite des Kopftuches. Die Farbflächen, welche die Schatten darstellen, werden in den Farben Schwarz, Dunkelgrau, Dunkelrot und Braun dargestellt.
Durch den Titel Undurchsichtigkeit des denkenden Ich wird gezeigt, dass niemand wissen kann, was in einer kopftuchtragenden Person vor sich geht und was die Gründe des Tragens sind. Daher ist auch das Porträt nicht auf den ersten Blick erkennbar. Somit sollte man in der Politik nicht über die Köpfe der kopftuchtragenden Frauen hinweg entscheiden, ohne diese Personen selbst zu Wort kommen zu lassen und ihnen zuzuhören. Verbote halfen nie etwas, was wir aus der Geschichte entnehmen können, sondern bewirken oft das Gegenteil. Religionsfreiheit in Österreich wird dadurch verweigert und ebenso Selbstbestimmung, welche uns von klein auf in den Schulen beigebracht wird. Durch die abstrahierte Malweise ist das eigene Porträt ein zweites Mal verhüllt dargestellt. Das drückt eine Art doppelte Verhüllung aus, um zu zeigen, dass Frauen mit Kopftuch, wenn sie von der Regierung ein Kopftuchverbot in verschiedenen Bereichen verordnet bekommen, sich wahrscheinlich von der Öffentlichkeit zurückziehen, nicht frei sein können und zu Hause bleiben. In den Gesichtszügen ist auch eine leichte Melancholie zu erkennen, die Unzufriedenheit und Nachdenklichkeit über die gegenwärtigen Bestimmungen bezüglich des Kopftuches zum Ausdruck bringt. Ziel dieser künstlerischen Arbeit ist es, den Diskurs zum Thema Kopftuch, sowohl in der Gesellschaft, als auch in den Medien in Österreich zu wecken. Sie kann einen Impuls darstellen, sich mit der Thematik zu beschäftigen und gegenwärtige Bestimmungen zu hinterfragen. Dieses Gemälde Undurchsichtigkeit des denkenden Ich wurde für die Ausstellung mit dem Titel Kopftuch-Kopfstück-Kunststück gefertigt, welche voraussichtlich im Herbst 2020 stattfinden wird.
Künstlerin: Charlotte Leitgeb
Titel: Der faule Apfel
Material: Collagen aus Zeitungs- und Fotografieausschnitten auf Papier.
Das Genre dieser Arbeit sind Collagen, welche aus fünf Blättern bestehen, die zusammen die Geschichte des Kunstwerks erzählen. Die Collagen wurden analog bearbeitet, wobei Bildausschnitte von Zeitungen, sowie von eigenen Fotos verwendet wurde. Diese wurden per Hand ausgeschnitten und auf dem jeweiligen Plakat aufgeklebt.
Dieses Kunstprojekt besteht aus fünf schwarzen A3 Blättern. Auf jedem Blatt sind abgeschnittene Bilder von Zeitungen und Fotos zusammengeklebt worden. Jedes Blatt unterscheidet sich vom anderen. Trotzdem tauchen auf jedem Blatt zwei Motive immer wieder auf, ein Apfel und ein Kopf.
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- Bild: Rechts ist ein zusammengeklebter Menschenkopf zu sehen, der nach Links zu einem Apfel schaut. Der Mundausschnitt ist neutral in das Portrait hineingebettet und ist leicht geöffnet. Dieser beginnt gerade zu verfaulen, während der Mensch voller Zweifel den Apfel weiter beobachtet. Das wirkt in sich ruhig, da alle Linien entweder waagrecht oder senkrecht verlaufen. Der Bildausschnitt der Augen des Menschen ist der einzige Faktor, welcher die Außenlinien des Portraits durchbricht. Die so erzeugte Spannung lenkt den Blick vom Gesicht automatisch zum Apfel, der als schlichtes Rechteck in der linken oberen Ecke sitzt. Weiters heben sich beide Motive scharf vom Untergrund ab, da die hellen Linien, Hintergründe und Reflexionen einen Kontrast zum Schwarz des Grundpapiers bilden.
- Bild: Beim zweiten Bild ist schon deutlich mehr Spannung erzeugt worden, da zu den Motiven Apfel und Kopf, nun auch Hände dazu gekommen sind. Bei dem Portrait handelt es sich nicht mehr um die gleiche Frau, genauso wie beim Apfel. Diesmal schaut der Augenstreifen einen direkt an, während der Mund sich nun in eine leidende Grimasse verwandelt. Der Apfel hat sich verändert indem er hier viel verfaulter ausschaut, sich nun in der Mitte der linken Seite befindet und nun einen grinsenden Mund besitzt. Weiters zeigen alle Hände und Arme vom Portrait in waagrechter Linie nach Links. Dabei handelt es sich um zwei Hände mit zeigendem Zeigefinger und einer Faust.
- Bild: Hier ist nun eine komplett andere Anordnung von Bildausschnitten. Der menschliche Kopf befindet sich jetzt in der unteren rechten Ecke. Das Gesicht ist von Armen verdeckt, die wie zum Schutz die Augen verdecken. Durch die verdeckten Augen sieht man nicht wohin der Blick geht und der Mund ist wie zum Schrei geöffnet. Der Apfel hat zu dem grinsenden Mund nun auch ein paar Augen bekommen, die den Zuseher anstarren und wurde jetzt in der Mitte des Blattes platziert. Die fünf Arme kommen hier von der linken Seite und zeigen schräg nach rechts. Bei den Armen handelt es sich um Hände mit ausgestrecktem Zeigefinger, Fäuste und abwehrende, überkreuzte Arme. Die Arme schaffen einen Durchbruch aus den waagrechten und senkrechten Linien. Außerdem ist es das erste Bild, bei dem die Papierstücke über den Rand des Grundblattes darüberstehen.
- Hier taucht ein neues Element auf, eine Parfumflasche, die aus vier verschiedenen Flaschen zusammengefügt wurde. Sie befindet sich im Zentrum des Bildes und zieht den Blick automatisch zu sich, da sie sich mit ihrem hellen Hintergrund vom Schwarz des Grundblattes abhebt. Genau darauf zeigen zwei Hände senkrecht von oben und eine Hand von unten. Das Apfelgesicht hat sich nicht mehr verändert, sondern ist nur zur linken unteren Ecke gewandert. Der menschliche Kopf sitz auf der oberen rechten Ecke und steht etwas über den schwarzen Papierrand. Die Augen des Gesichts haben sich dem Parfum zugewandt, während der Mund wie beim Staunen leicht offensteht.
- Bei dem letzten Bild der Geschichte wurde die Parfumflasche eher links an den oberen Rand positioniert. Das Parfum ist von rechts, sowie von links von Armen umzingelt, die auf es zeigen. Der Mensch befindet sich in der rechten unteren Ecke. Die Augen sind zusammengekniffen und starren direkt nach vorne, während der Mund zum Schrei geöffnet ist. Der Apfel hat wieder die Gestalt vom ersten Bild angenommen und liegt in der linken unteren Ecke.
Die beiden Motive Apfel und Mensch, befinden sich als einzige Objekte in Bewegung, innerhalb des schwarzen Blattes, welches wie ein leerer schwarzer Raum wirkt. Der schwarze Untergrund bietet eine neutrale Fläche, auf der die einzelnen Bildausschnitte sich hervorheben können. Durch die starke Schattenwirkung und das schmutzige Aussehen der Fotos, bildet sich eine mysteriöse und leicht unheimliche Atmosphäre. Die Normalperspektive der verwendeten Bilder bildet einen Kontakt auf Augenhöhe mit dem Zuseher, als ob die Fotogrimassen zu dem Besucher sprechen würden. Die Zusammensetzung der zerschnittenen Bilder bildet erregt Aufmerksamkeit, durch unterschiedliche Hintergrundfarben und Linienverläufe
Jedes Bild beinhaltet eine andere Struktur, die verwendet wird, um die Bildausschnitte zu arrangieren. Größtenteils werden horizontale und vertikale Linien verwendet, die durch ein paar wenige Schrägen, Spannung erzeugen. Die Arme und Hände wurden als Leitlinien verwendet, um den Blick des Zusehers auf einen bestimmten Punkt zu lenken. Weiters bieten die Augen eine gute Möglichkeit den Blick des Beobachters, der Beobachterin zu einem gewünschten Ziel zu leiten. Die durch den Filter verdunkelten Farben schaffen einen angenehmen Übergang von Bildausschnitt zum Untergrundpapier, wobei dadurch hellere Farben noch besser zur Geltung kommen und sich vom dunklen Untergrund abheben. Weiß, Hellgrau und Gelb werden nicht großflächig verwendet weshalb sie die Eyecatcher im jeweiligen Bild sind. Braunrot, Rot und andere warme Farben sind in jedem Bild eine der Hauptfarben, welche manchmal auch nur als rötlicher Filter verwendet wird. Andere Farben wie Blau oder Grün durchbrechen nicht die rötliche Atmosphäre der Collage, sondern ergänzen sie und bieten eine Abwechslung von den warmen Farben.
Die Aussage oder Grundidee dieses Projekts bezog sich auf hysterische Angst des Menschen vor Sachen, die er nicht versteht oder eigentlich irrelevant für ihn sind. Hier sollte der faulende Apfel das Objekt der Furcht darstellen, welches am Anfang nur leichtes Unbehagen auslöst, mit der Zeit und den kreisenden Gedanken des Menschen sich dann in einen wahr gewordenen Albtraum verwandelt. Um wieder Herr der Lage zu werden erfindet er für sich nun eine Waffe, um den Albtraum bekämpfen zu können. Die ganze Geschichte zeigt schlichtweg die Methodik des Menschen, mit Sachen umzugehen, die ihm Angst machen. Dabei sollte verbildlicht werden, wie der Mensch im Laufe der Zeit mit Situationen umgegangen ist, in denen er mit Angst und Unwissenheit konfrontiert wurde.
Mit den Bildausschnitten des Gesichts wurden die Gefühle und Gedanken des Menschen ausgedrückt und wie er mit der Situation umgeht. Der Apfel wiederum zeigt, wie sich ein Problem oder eine Unwissenheit in den Augen des Menschen verändert. Durch das Hineinsteigern eines Gedanken verliert man den Bezug zur Realität, weshalb der Apfel angeblich immer verfaulter und ekelhafter wird als er eigentlich ist. Das Parfum bildet die angebliche Waffe, mit der man den Albtraum bekämpfen kann. Die Hände bilden die gesichtslosen Anhänger der Idee, dass man das übertriebe Problem bekämpfen muss. Schlussendlich zeigt das letzte Bild die wirkliche Situation des Geschehens: Ein Mensch, der durch seine Angst angefangen hat die Realität zu verdrehen und am Ende eine harmlose Nichtigkeit mit eigener lächerlicher Waffe bekämpft.
Künstlerin: Emilia Link
Titel: Volle Mistkübel – leere Mägen
Material: Digitaldruck auf Papier
Das Werk „Volle Mistkübel – leere Mägen“ ist ein 2019/2020 entstandenes Fotoprojekt von Emilia Link, das sich mit den Themen Lebensmittelverschwendung und Hungersnot beschäftigt.
Es besteht aus der bunten Schrift „820 MIO“, die aus vielen einzelnen Fotos von Lebensmitteln wie zum Beispiel Gemüse, rohes Fleisch, Eier und Brot aufgebaut ist. Im Hintergrund sieht man eine Weltkarte, die zwar auch bunt ist, aber einen Graustich hat. Rechts ist die vertikale Schrift „Hunger Map 2019”, auf der anderen Seite ist eine Legende zum Verstehen für die verschiedenen Farben der Länder zu lesen.
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Die 820 MIO sind zentriert und mittig, und im Vergleich zur Weltkarte ist die Schrift sehr groß. Die Fotos sind gegenständlich und zusammengeschnitten wie bei einer Collage.
Die Fotos sind bunt und aus unterschiedlichen Perspektiven fotografiert, oft aus der Vogelperspektive. Die Farbe des Hintergrunds ist abgedunkelt und im Vergleich dazu stechen die Farben der Schrift heraus. Die Weltkarte steht im Hintergrund und zwischen der Schrift und der Karte entsteht sowohl ein Qualitätskontrast als auch ein Hell-Dunkel-Kontrast. Die verschiedenen Fotos sind leuchtend und bringen die unterschiedlichsten Farben, und daher auch Kontraste. Zum Beispiel entsteht zwischen rot und grün ein Komplementärkontrast. Alle Fotos haben einen leichten Blaustich, was kalt wirkt.
Das Werk beschäftigt sich mit Lebensmittelverschwendung und Hungersnot. Es wird gegenübergestellt wie viele Menschen hungern und dass viel Essen, welches aber noch genießbar ist, weggeschmissen wird. Die 820 Millionen sollen aussagen wie viele Menschen hungern, außerdem kann man bei der „Hunger Map“ sehen, in wie vielen und in welchen Ländern es eine Unterernährung gibt. Da das Werk ausgedruckt ein sehr großes Format hat, wird noch einmal deutlich gezeigt, welche große Menge an Lebensmittel weggeworfen wird und wie viele hungernde Menschen es auf dieser Welt gibt.
Künstlerin: Jana Löffler
Titel: Fear of touch
Material: Digitales Video
Es handelt sich hier um ein Video mit dem Titel „Fear of touch“ von Jana Löffler, aus dem Jahr 2019/2020. Das Video nimmt Bezug auf des Thema Berührungsangst, welches in der heutigen Gesellschaft eine große Rolle spielt. Vor allem geht es hier um den Körperkontakt mit Fremden, welcher von der Mehrheit als sehr unangenehm empfunden wird, aber in manchen alltags Situationen, wie Straßenbahnen und U-Bahnen nun mal nicht vermieden werden kann.
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Zu Beginn ist das Video unscharf, trotzdem ist die Silhouette einer Person zu erkennen. In der linken unteren Ecke ist der Titel des Videos „Fear of touch“ zu lesen. Die Schrift löst sich auf und das Video nimmt an Schärfe zu. Die Person schaut in die Kamera, bewegt sich aber nicht, des Weiteren ist sie ab der Brust aufwärts zu sehen. Der Hintergrund ist schwarz, auch die Person ist schwarz gekleidet. Nach der ersten Szene gibt es einen abrupten Cut, der Bildschirm wird schwarz und es sind die Worte „I don`t like to be touched by strangers“ zu hören. Anschließend sieht man wieder dieselbe Person, diesmal wird sie aber von einer anderen im Gesicht berührt, die Person spricht, lässt sich aber von den Berührungen nichts anmerken. Ton gibt es hier keinen. Wieder kommt es zu einem abrupten Cut, wieder sind dieselben Worte zu hören. Dies wiederholt sich einige Male, allerdings wird in jeder Szene ein anderes Gesichtsteil berührt. Auch die Stimme, die zwischen den Szenen zu hören ist, wird immer leiser und das Hallen der Stimme verstärkt sich. Das Video endet damit, dass der Bildschirm langsam schwarz ist und noch ein letztes Mal sind die Worte zu hören „I don`t like to be touched by strangers“ .Der schwarze Hintergrund mit der schwarzen Kleidung der Person, ziehen die ganze Aufmerksamkeit auf das Gesicht der Person, da es sonst keine Ablenkung im Bild gibt
Das Video ist sehr einfach gehalten, es wurden keine Effekte, Filter oder starke Kontraste eingesetzt. Dadurch bekommt das Video eine gewisse Natürlichkeit. Die Farbe des Lichtes ist etwas wärmer und soll deshalb ein wohligeres Gefühl auslösen, da weißes Licht oft mit eher unangenehmen Dingen in Verbindung gebracht wird. Die Schrift zu Beginn des Videos ist ebenfalls sehr schlicht und unauffällig. Mit der Unschärfe des Hintergrunds sticht sie dennoch genug heraus und ist somit trotzdem deutlich lesbar. Die erste Szene ist in Normalperspektive, man befindet sich auf Augenhöhe mit der Person im Video. Bei den anderen Szenen, wird immer an den Teil des Gesichts heran gezoomt, der gerade berührt wird. Die Perspektive ändert sich nicht während den Szenen, sondernd es wird nach jedem Cut ein neuer Bildausschnitt gewählt. Das Video strahlt Ruhe aus, da die Person ein ganz normales Gespräch zu führen scheint und sie steht ruhig im Bild. Auch die Kameraführung trägt zu dieser Ruhe bei, denn auch sie bewegt sich nicht und verharrt in jeder Szene an einer Stelle. Eine gewisse Dynamik gibt aber die Hand, welche das Gesicht der Person berührt. Es sind ruhige, meist fließende Bewegungen. Da das Video sehr „roh“ gelassen wurde und die Gestaltung nicht im Vordergrund des Videos stehen sollte, sind kaum nennenswerte Kontraste zu sehen. Durch diese minimalistische Gestaltung wirkt das Video allerdings sehr real, als wurde man es nicht über einen Bildschirm anschauen, sondernd als würde diese Person tatsächlich vor einem sein.
Wie bereits erwähnt, handelt das Video von der Angst vor Berührungen. Die Person die im Video ist offensichtlich, von den unüblichen Berührungen im Gesicht, nicht gestört. Die Stimme klingt wie eine Art innere Stimme, da sie immer leiser und unklarer wird, könnt das bedeuten, das die Stimme im Hinterkopf immer leiser und unbedeutender wird. Es kann so interpretiert werden, dass die Person sich die Berührungen zwar gefallen lässt. Trotzdem hat sie diese Stimme im Hinterkopf, welche ihr sagt „ich mag das nicht“, „ich mag das nicht“ und es scheint, sie würde diese Stimme ausblenden und sich dem trotzdem stellen. Aus diesem Grund könnte die Stimme auch leiser werden, zwar mag sie es nicht, aber trotzdem stellt sie sich dem und es scheint nicht so schlimm zu sein wie erwartet, da die Stimme langsam verwindet. So können Berührungen und Körperkontakt von Fremden durchaus als unangenehm angesehen werden, trotzdem sind sie oft nicht vermeidbar.
Künstlerin: Vesna Marginter
Titel: #like
Material: Digitale Fotografien mit grafischen Elementen, kombiniert zu einem digitalen Video
Mit der künstlerischen Arbeit „ #like “ möchte ich die Bilderflut auf sozialen Netzwerken und damit einhergehende schnelle Kategorisierung von Individuen in der digitalen Welt thematisieren.Meine künstlerische Arbeit „ #like “ aus dem Jahr 2019/2020 besteht vorläufig aus zwei digitalen Portraitfotos, das erste davon schwarz-weiß. Für das zweite Bild wurde das schwarz-weiße Foto weiterbearbeitet. Es wurde mit einem Farbverlauf, Text- sowie grafischen Elementen versehen.
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Auf den beiden hochformatigen Bildern ist der Oberkörper einer jungen Frau von Kopf bis zum Beinansatz vor einem hellen Hintergrund mittig platziert. Die Frau steht aufrecht mit hängenden Armen und blickt direkt und en face den Betrachter an. Ihre Mimik ist ausdruckslos und ihre Körpersprache neutral. Das erste Foto ist wie erwähnt schwarz-weiß gehalten, so changieren die Kleidungsstücke der jungen Frau in verschiedenen Grautönen. Das Licht ist von links vorne in das Bild geführt und so bildet sich ein leichter Schatten am weißen Hintergrund ab. Außerdem sind am oberen und unteren Rand des Bildes zwei schwarze Balken. Die farbige Version des zweiten Bildes gleicht der des ersten in Position und Ausdruck der Dargestellten, auch die Balken am oberen und unteren Bildrand sind ident. Allerdings ist das zweite Foto mit einem Farbverlauf von unten links nach oben rechts in den Farben Gelb über Orange, Rot über Rosa und Lila bis hin zu Dunkelblau versehen. Weiters ist auf der zweiten, der farbigen Version des Bildes die Person mit dem Text „#like“ in verschiedenen Schriftarten und –größen in weißer Farbe auf dem bunten Hintergrund umflossen.
Mit diesem Werk will ich die schnelle Kategorisierung von Menschen anhand eines einzelnen Fotos ansprechen. Durch die sozialen Medien werden wir zunehmend von Bilderfluten überwältigt. Die schwarzen Balken – am oberen Bildrand mit Empfangsstrichen und am unteren Rand mit Home-Button – erinnern an ein Smartphone, das vieles ermöglicht, aber auch überfordern kann. Mit dem Farbverlauf soll auf das Instagram-Logo angespielt werden. Instagram als ein Medium, das Nutzer täglich mit Fotos überschwemmt. Selfies, Katzenfotos, Sonnenuntergänge… Nur zu oft glauben wir anhand eines Fotos eine Person, deren Charakter und Eigenschaften einschätzen zu können. Ein schnelles Like, einmal statt links nach rechts wischen – kann durchaus sozialen Druck erzeugen. Mit meiner künstlerischen Arbeit soll dieses Verhalten infrage gestellt werden. Vielleicht gibt es doch einen Weg von der zunehmend visuellen und virtuellen Bewertung von Menschen hin zu einem realen persönlichen Kontakt auf dessen Basis man sich ein umfassenderes Bild einer Persönlichkeit machen kann.
„Ziel der künstlerischen Portraitfotografie ist meist das fotografische Herausarbeiten des charakteristischen Wesens des Motivs“ ist als Definition auf Wikipedia zu lesen. Ich finde es interessant was Portraits alles aussagen können, welche Aspekte einer Persönlichkeit bei einer Momentaufnahme jedoch nicht festgehalten werden können. Die vorliegenden Portraits sollen hinterfragen, wie viel „Amateur-Portraits“ wirklich über den Charakter einer Person aussagen können. Deshalb habe ich die Person für das Foto mit möglichst neutraler Mimik und Körperhaltung abgelichtet.
„Like“ bedeutet einerseits etwas gut finden, andererseits aber auch „to be like something/someone“ jemandem oder etwas zu gleichen. Die Textelemente der Arbeit sollen somit nicht nur den „Gefällt-mir“-Button sozialer Netzwerke ansprechen, sondern auch das Bedürfnis beim Betrachten von Fotos vermeintlich perfekter Personen diesen Schönheitsidealen entsprechen zu wollen.
Das erste Bild soll den unvoreingenommenen Blick auf Personen zeigen. Mit dem zweiten Foto wird dieser neutrale Blick durch den Filter der sozialen Medien eingeschränkt.
Künstlerin: Paula Merkl
Titel: Körperlove
Material: Digitales Video
Es handelt sich um ein Schwarz-Weiß-Video aus dem Jahr 2020 namens Körperlove. Es behandelt das heikle Thema Körper und Haut und vor allem die, von der Gesellschaft betrachteten, „Hautmakel“. Es gehört zu den Kunstvideos und ist inspiriert von VALIE EXPORTs Schwarz-Weiß-Fotografien. Man sieht verschiedenste kurze Clips, die in sich einander übergehen. Sie zeigen verschieden Körperstellen und verschiedene Szenen. Man kann Narben, Dehnungsstreifen, Pigmentflecken, usw. erkennen. Im Hintergrund hört man wie unterschiedliche Stimmen über ihren Körper reden. Anfangs erzählen sie eher negativ über ihren Körper, doch zum Ende gehend verstärkt positiv.
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In der digitalen Aufnahme sieht man den Körper meist aus der Normalperspektive. In einem kurzen Ausschnitt wird kurz in eine leicht erhöhte Perspektive geschalten und der Betrachter verfolgt den Blick von unten nach oben. Die Kamera wandert verschiedenen Körperstell entlang und steht nur selten still. Licht und Schatten spielen eine wichtige Rolle, da durch den Schatten Unregelmäßigkeiten der Haut interessanter hervorgehoben werden. Text kommt nur im Titel und im Abspann vor, während des Videos sind lediglich Stimmen zu hören und Körper zu sehen.
Die verschiedenen Clips wechseln sich in der Komposition ab. Am Schluss, bei dem Teil wo die Portraitaufnahmen kommen, soll durch ein komponiertes Dreieck Standfestigkeit, Bestimmtheit und Selbstsicherheit übermittelt werden. Die Anfangs gezeigten ,Haut-Körpermakel‘ werden nicht als Makel gesehen, sondern als der Teil von einem selbst, der uns von den Anderen unterscheidet. Die Farbe ist absichtlich schwarz-weiß, da es das Gesamtbild des Videos vereinheitlicht. Es lenkt von unruhigen, bunten Farben ab und lässt einen voll und ganz das Wesentliche sehen. Hell-dunkel spielt eine große Rolle, sowie der oft weiche Übergang von Schatten zu Licht, als auch der harte Kontrast. Je nachdem wo es benötigt wird und zur Szene passt, ist mehr oder weniger Licht im Spiel.
Die Aussage dieses Kunstwerkes kann in einem gewissen Grad jeder für sich individuell festlegen. Grundsätzlich geht es darum, dass jeder Körper auf seine eigene Art und Weise beeindruckend und anders ist. Der Körper ist die Übergangsfläche von unserem Inneren zur Außenwelt. Ob Narben, Verletzungen, Pickel, Pigmentflecken, Speckfältchen jeder hat Körperstellen auf zu weisen, welche eine Geschichte erzählen. Leider wird uns von der Werbung und generell der Außenwelt oft das Ideal des perfekten Körpers vor Augen gehalten, welches in der Regel nicht aussieht wie der Durchschnittskörper.
Es wirkt Anfangs recht melancholisch, ausgelöst durch den schwarz-weiß Effekt und den Anfangs negativen Aussagen. Zum Ende hin soll eine bestimmte, nachdenkliche Stimmung vermittelt werden. Die statische, tragende Kameraführung lässt sich viel Zeit und strahlt deswegen etwas Beruhigendes und Wehmütiges aus. Jeder kann sich mit mindestens zwei der aufgezeigten Körperstellen identifizieren und innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde entscheiden, ob ihn das stört oder ob man stolz darauf ist. Das Video soll eine Normalität in Diversität darstellen und Akzeptanz dem eigenen Körper gegenüber.
Es ist schwer zu beurteilen, ob diese Message gut rüberkommt, da es um den kurzen Moment vor dem Spiegel geht, in dem man zu sich selber sagt, dass man sich selber akzeptiert und sich in seiner Haut wohl fühlt.
Real Live//s?
Künstlerin: Minou Obermann
Titel: Überfluss an Konsumgütern
Material: Digitale Grafik
Die Grafik „Überfluss an Konsumgütern“ ist von Minou Obermann im Jahr 2019/20 als bildende Kunst entstanden. Die Arbeit thematisiert Massenkonsum, das Kaufverhalten der Gesellschaft. Im Vordergrund steht die schwarze Waage und im Hintergrund die Menschengruppe sowie die Gegenstände. Die Gegenstände und Personen auf der Waage stechen farblich hervor. Es ist nicht erkennbar um welche Gegenstände oder Personen es sich handelt, da diese im Vergleich zur Waage sehr klein sind.
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Die meisten Menschen und die Waage sind im Aufriss abstrahiert gezeigt. Die Darstellung der Gegenstände dahingegen ist gegenständlicher, indem sie einen 3D-Effekt aufweisen. Die Personen wirken wie Comic-Figuren, ähnliches gilt für die Gegenstände. Es gibt weder einen Lichteinfall noch einen Schatten oder Text.
Die Grafik ist nicht symmetrisch, daher wirkt sie unruhig. Diese Komposition bewirkt Spannung und erweckt Interesse es länger zu betrachten. Durch die Waage ist eine diagonale auf- und absteigende Komposition gegeben. Raumwirkung ist in diesem Fall nicht gegeben, die Grafik ist eher flach. Wie schon erwähnt sind die Personen und Gegenstände bunt, daher stechen sie im Gegensatz zur schwarzen Waage heraus. Ein Farbe-an-sich-Kontrast, sowie Qualitätskontrast entstehen.
Das Kunstwerk behandelt das Thema des Massenkonsums. Es soll die Anzahl der Menschen gegenüber der Menge an Konsumgütern gestellt werden. Dieses Bild soll außerdem zum Ausdruck bringen, dass es weniger Menschen auf der Welt gibt, als Konsumgüter. Die Waage steht im Ungleichgewicht, da die Seite mit den Gegenständen überfüllter ist als die mit den Menschen.
Die Waage bietet sich in diesem Fall als ein gutes Mittel an, den Größenvergleich sicherzustellen. Von den Konsumgütern sind eindeutig mehr vorhanden als Menschen, weshalb hier die Waage noch unten gedrückt wird.
Künstler: Tobias Prosl und Maximilian Pelant
Titel: Flamenco
Material: Digitales Zeichentrickvideo
Das Video „Flamenco“ ist ein im Jahr 2019/20 entstandenes Zeichentrickvideo zum Thema Waldabholzung und Zerstörung der Natur.
Das Video besteht aus einem Flamingo, welcher sich rückwärts in Schritten bewegt, was durch seine interessante Beinstellung zur Geltung kommt. Im Hintergrund ziehen Bäume vorbei, welche im Laufe des Videos zu Baumstumpfen werden, also abgeholzt werden. Im späteren Verlauf des Videos erscheint auch eine Pipeline, welche das Wachstum der Bäume verhindert.
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Die Aussage des Videos bezieht sich auf die Zerstörung der Natur und die Abholzung der Wälder. Die Rückwärtsbewegung des Flamingos symbolisiert den Rückschritt, welcher durch den Prozess der Abholzung entsteht. Die immer weniger werdenden Bäume zeigen die Abholzung und die Pipeline zeigt außerdem, dass durch das Zubauen der Prozess nicht mehr Rückgängig gemacht werden kann. Am Ende des Videos schaut der Flamingo in die Kamera. Er soll den Zuschauer direkt ansehen und mittels neutralen Blickes darauf aufmerksam machen, dass ein Jeder daran schuld ist, dass sein Lebensraum zerstört wird. Der Flamingo an sich steht auch nicht für Flamingos, sondern hat einen symbolischen Charakter und wiederspiegelt alle Lebewesen, welche durch diesen Prozess an Schaden nehmen.
Künstlerin: Katharina Sauermann
Titel: Prfmnc
Material: Digitales Video
Das zu betrachtende Werk trägt den Titel „Prfmnc“ und wurde in den letzten Monaten des Jahres 2019 von Katharina Sauermann entwickelt und umgesetzt. Der Kurzfilm mit der Gesamtlänge von 2:12 Minuten wurde mit dem Medium der Videoaufnahme mit anschließendem Schnitt des Materials realisiert und dient als abschließendes Projekt des Unterrichts „Mediale Darstellungsverfahren“ an der KunstModeDesign Herbststrasse.
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Das Video beginnt mit der Nahaufnahme eines Papieres, das in einer Schreibmaschine eingespannt ist. Zu hören ist das Tippen der Schreibmaschine und auf dem Papier ergibt sich das Wort „PERFORMANCE“. Daraufhin wird die Schreibmaschine von oben gezeigt, während Finger die Tasten drücken, danach erneut die Nahaufnahme der Schreibmaschine, der entstehende Text ist aber nicht zu erkennen. Die nächste Einstellung zeigt die schreibenden Hände von vorne, bei der Bewegung eine neue Zeile auf der Schreibmaschine zu beginnen, wechselt die Perspektive zuerst auf die Draufsicht, danach auf die Anfangs-Perspektive. Auf dem Papier ist nun zu lesen „publikumslos, ohne Aufzeichnungen“. Ab diesem Zeitpunkt, dieser befindet sich bei 0:27 Minuten, ist eine Frauenstimme zu hören, die beginnt, die zu lesende Zeile auch zu sprechen. Danach kommt eine kurze Aufnahme der Typebars der Schreibmaschine, während diese betätigt wird. Danach verlässt die Schreibmaschine als Motiv die Bildausschnitte und es ist ein Vorhang aus Spitze zu sehen, durch den hindurch Umrisse einer Außenfläche mit weißer Sitzgarnitur zu erkennen sind. Die Frauenstimme spricht dazu „Vielleicht bin ich zu verletzlich, um zu performen“, währenddessen betritt eine Person in blauem Gewand von rechts die Außenfläche und bewegt sich Richtung Sitzgarnituren. Dies ist durch den Vorhang, der zwischen Kamera und Person steht, etwas schematisiert. Kurz bevor die Person auf einem Möbelstück Platz nimmt, springt die Kameraperspektive in den Außenbereich und es ist nun klar erkennbar, dass die Person weiblich ist, während sie sich auf einer weißen Bank, auf der die Sitzauflagen fehlen, hinlegt. Aufnahmen im Außenbereich haben Verkehrsgeräusche im Hintergrund zu hören. Dazu wird gesprochen „Meine innersten Gefühle gebe ich preis. Zart, aus Glas“. Am Ende dieses Satzes ist wieder die ursprüngliche Beobachtungs-Perspektive, durch den Vorhang hindurch und die Frau legt ihren Kopf auf der Lehne der Bank ab. Es folgt gesprochen „Doch ist das Glas nach der Performance leer?“. Danach wieder die Außenperspektive, Frau bewegt ihre Füße, Gesicht ist nur bis zur Nase erkennbar. Es folgt eine Nahaufnahme der Füße, während diese sich am Metall der Sitzbank bewegen. Dazu zu hören „Für Zuschauer ist es Unterhaltung, für mich es mehr. Für mich ist es alles. Für mich, bin ich es.“ Daraufhin steht die Person auf, dies wird aus verschiedenen Perspektiven gezeigt. „Und ich möchte nicht mitmachen, ich mache nicht mit.“, gesprochen. Die Frau verlässt das Bild in die Richtung, aus der sie gekommen ist, beobachtet durch den Vorhang. Danach wird wieder die aller erste Kameraperspektive eingenommen, Nahaufnahme der Schreibmaschine zu sehen der Text „keine Nacktheit, keine Flüssigkeiten“ Dieser Text wird auch gesprochen und während weiter zu hören ist „Und trotzdem bin ich eine Performerin. Im Stillen, in der Ruhe. Ohne fremde Augen, ohne Wertung. Für mich“. Dazu ist eine Detailaufnahme des Spitzen-Vorhanges zu sehen. Die letzte Szene ist eine Überlappung zweier Aufnahmen: einmal die Schreibmaschinen-Text-Nahaufnahme und ein Gesicht, ebenfalls in Nahaufnahme. Die Person sagt die Worte „Vielleicht bin ich zu verletzlich, um meine Performance zu zeigen“. Dies ist auch als Zeile zu lesen, die nach links aus dem Bild verschwindet. Die Frau schaut weg von der Kamera, danach noch einmal direkt in die Linse und verlässt daraufhin das Bild nach links. In den letzten 20 Sekunden ist zu sehen, wie der Text nach links verschwindet und das Blatt anschließend aus der Schreibmaschine entnommen wird.
Die Farben im Kurzfilm sind reduziert und beschränken sich auf weiß, hellblau, grau und beige Töne. Die aneinander geschnittenen Video-Sequenzen haben unterschiedliche Perspektiven, diese jedoch stellen immer selbe Handlungs- Prozess aus verschiedenen Betrachtungswinkeln dar. Die Darstellungen sind realistisch, keine Abstrahierungen oder Abstraktionen wurden vorgenommen. Die Schrift, die im Video zu sehen ist, ist fortwährend die einer Schreibmaschine. Text wird meist als bilddominierendes Motiv eingesetzt. Bei der Auswahl der Komposition der Aufnahmen wurde auf eine harmonische Gesamtwirkung geachtet.
Katharina Sauermann schafft in ihrer Arbeit einen geschützten Rahmen, um über das Thema der Performance-Kunst zu reflektieren. Der kurze Film gibt Einblicke in die Gedanken der Künstlerin und stellt sie selbst als verletzbare Person dar, da sie die Person in den Aufnahmen ist. Die Zartheit des Themas wird durch das Aufgreifen des Spitzen-Vorhanges gezeigt. Ebenso spannend ist der Wechsel zwischen der Innen/Außenaufnahme, da dies auch als Wechsel in die Gedankenwelt der Sprecherin gedeutet werden kann. Die Schwierigkeiten und Problematiken einer Performance liegen oft im Mut der KünstlerInnen. Diese innere Ambivalenz zeigt sich dadurch, dass das Gesicht der Frau erst in der letzten Szene erkennbar wird, und sie sich bewusst dafür entscheidet, gesehen zu werden. Der Film ist auch ein in sich geschlossenes Projekt, da sie Anfangs und Endszene in den selben Einstellungen gedreht sind und das Blatt Papier am Ende entfernt wird. Beim Betrachten des Videos sollte bedacht werden, dass dies eine Interpretation der Performance-Kunst ist, und in gewissen Maßen die persönliche Meinung von Katharina Sauermann darstellt
Schülerin: Lena Schilling
Titel: Baumkronenhierarchie
Material: Acryl auf Leinwand
Das Werk Baumkronenhierarchie, 2020 fertiggestellt, wurde mit Acrylfarben auf einer Leinwand 60*90 cm gefertigt, fällt damit in das Medium der Malerei.
Die Darstellung ganzheitlicher Probleme, die durch das bestehende System ausgelöst werden, sollen in vielen Fassetten, durch ein detailliertes Bild beschrieben werden. Komplexe Systemkritik soll damit, grafisch vereinfacht dargestellt und kompakt beschrieben werden und die Ungerechtigkeiten unserer Zeit aufgezeigt werden: Die Unterdrückung durch die herrschende Klasse, die mehrheitlich im globalen Norden, in Reichtum und Überfluss lebt, zulasten der Menschen im globalen Süden, an die wir die Armut geoutsourced haben.
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Im Kapitalismus ist die Ausbeutung von Menschen und Ressourcen nicht nur ein Nebenprodukt sondern inhärentes Systemprinzip. Durch die Ausbeutung eben dieser Ressourcen ergeben sich eine Reihe von Umweltproblemen. Die Böden werden ausgelaugt, weil durch Monokulturen die Nährstoffe entzogen werden und so unsere Lebensgrundlage, für schnellen Profit, nachhaltig zerstört wird.
Das Ökosystem von dem die Spezies Mensch lediglich ein Teil ist, wird aus dem Gleichgewicht gebracht und sorgt so nicht nur dafür, dass unsere eigenen Wasserquellen verschmutzt werden, unsere Nahrungsgrundlage vergiftet wird und die Luftverschmutzung ansteigt (2015, starben 790000 Menschen in Europa verfrüht aufgrund steigender Luftbelastung), sondern auch dafür, dass die Wissenschaft unser Zeitalter, mit dem 6. Massensterben betitelt. Eine von acht Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit sind vom Aussterben bedroht.
Im Mittelpunkt des Bildes steht ein Baum, welcher den Großteil des Raumes ausfüllt und Zentral liegt. Den Hintergrund stellt im unteren Bereich des Bildes Gras da, sowie eine blau graue Fläche, welche im mittleren Abschnitt auf eine die grüne Fläche der Baumkrone stößt und erst am oberen Bildrand auf wiederholte blaue Fläche trifft. Rechts und links des Baumes finden sich zwei schwarze Gerüste, die wiederum an den Baumästen enden.
Vertikal gedrittelt in linke, zentrale und rechte Seite
Linke Seite:
Auf dem linken, unteren Ast werden eine rote Fläche, mit schwarzen Flecken und Strichen erkenntlich, sowie ein Tropfen, der von eben jener Fläche ausgeht, sowie eine rote Linie die in einem Fleck am Boden des Gerüsts endet. An der letzten Verzweigung dieses Asts sind außerdem schwarze Fahrzeuge sichtbar. Direkt darüber liegt eine grünliche Fläche mit weißen und schwarzen Strichen, wobei die Fläche einen neuen perspektivischen Raum erschließt. Darüber folgt eine Anreihung von Gebäuden, die mit schwarz-weiß Kontrasten dargestellt werden und abermals eine neue Ebene, durch perspektivische Inszenierung, schaffen. Über die Stadt hinweg erstreckt sich ein brauner Ast, auf welchem Autos aus einer grauen Wolke, in Richtung Baumkrone fahren. Auf der oberen Gabelung, erstreckt sich erneut eine Siedlung. Der oberste Abschnitt ist von hellgrüner Fläche und am Rand von blauer Farbe bedeckt. Am Ende des Astes erstrecken sich die Logos von Konzernen wie Coca Cola, Mc Donalds, Starbucks, Apple und Nestle.
Zentraler Bereich:
Unten, am Fuße des Baumes befindet sich eine schwarze Lacke, welche mit einer Bohrinsel durch eine schwarze, breite Linie verbunden ist. Bei der mittleren Baumgabelung, auf der linken Seiten befindet sich eine schwarze Fontäne, direkt darüber auf dem nächsten Zweig finden sich zwei Bauten. Danach folgt eine Gabelung in deren Mitte ein rot, schwarzes Roulette liegt, wohinter ein Mann mit Zylinder sitzt. Am Ende des Astes befindet sich ein tempelähnlichen Gebäude, welches abermals durch Gerüste gestützt wird. Auf dem Ende des anderen Astes befindet sich ein schwarzer Kübel mit grüner Farbe.
Rechter Bereich:
Im rechten Bereich ist auf dem untersten Ast ein Gebäude und Fahrzeuge erkenntlich, welche in den mittleren Bereich des Baumes hinein fahren. Darüber befindet sich eine grüne Fläche mit weißen Flecken und schwarzen Strichen, die einen Perspektivenwechsel darstellt. Über diese Fläche erstreckt sich ein großer Ast, in dessen Gabelung sich wiederum eine Häufung von Gebäuden befindet, die durch schwarz-weiß Kontraste dargestellt werden. Im oberen Bereich des Bildes findet sich eine abgrenzende Linie, die ein großes Gebäude, vom unteren Bereich abtrennt, sowie auf dem rechten Ast der Gabelung abermals ein Kübel mit grüner Farbe. Die allgemeine farbliche Gestaltung des Hintergrunds ergibt sich vor allem aus grün–, braun– und Hellblautönen. Die einzelnen Szenen und vordergründigen Elemente werden durch Schwarz, Weiß, und Rot bestimmt. Außerdem bilden die fließenden Elemente, wie das Blut, das Öl und die Farbe ein Relief, da sie erhaben sind. Die Szenen werden abstrahiert und reduziert in Farbe und Form dargestellt. Es besteht ein Komplementärkontraste zwischen dem grünen Hintergrund und der roten Details, sowie Hell-Dunkel–Kontraste, bei den schwarzen Siedlungen und den weiß beleuchteten Fenstern und dem Mann mit dem Anzug und Zylinder. Wobei die Perspektive nicht einheitlich ist, sondern jene Szenen einzelne Ebenen schaffen, die in der nachfolgenden Analyse der einzelnen Szenen auch beschrieben wurden. Jedoch wurde keine Licht bzw. Schattensetzung umgesetzt, weil das Werk sehr detailliert und kleinteilig ist.
Szenenbeschreibungen mit thematischen Schwerpunkten:
Der Baum, als Hauptelement, in dieser Arbeit, steht als Symbol des Lebens, der Natur und der Verwurzelung mit der Umgebung, als Pendant zur Erde. Er ist das zentrale Element der Arbeit, wird in der Normalperspektive dargestellt und bedeckt den größten Teil der Leinwand. Er ist nicht nur Hintergrund, sondern das gesamte Gerüst der Arbeit. Durch die Einteilung, in Baumwipfel und die unteren Äste, lässt sich das Verhältnis des reichen, globalen Nordens, zu den Umständen im globalen Süden. Dies ist farblich durch kräftige, helle Grüntöne im oberen Bereich und eine braun, graue Schattierung im unteren Bereich. Die solide Mittelschicht wird durch dunkelgrüne Passagen geprägt. Die unteren Äste drohen aber bereits abzubrechen, wobei auf die instabile Lage von ausgebeuteten Entwicklungsländern angespielt werden soll.
Szene 1 Krieg: Der linke untere Ast: zeigt in Normalperspektive, 5 Panzer die den Ast entlang fahren, auf welchem Menschen stehen, dahinter ist ein Leichenmeer abgebildet.
Szene 2 Soldaten: Der rechte untere Ast: stellt die Entwicklung von Menschen in Tötungsmaschinen dar. Menschen betreten eine Kaserne und kommen in Panzern wieder heraus, die auf die andere Seite fahren um wiederum Menschen zu töten. Auch diese Szene ist in Normalperspektive dargestellt, bis auf das Gebäude, welches in Vogelperspektive dargestellt ist, um einen Raum zu kreieren.
Szene 3 Feldarbeit: auf den beiden darüber liegenden Ästen auf beiden Seiten, finden sich Felder die in Vogelperspektive dargestellt sind und Menschen die arbeiten. In Entwicklungsländern macht der primäre Wirtschaftssektor 60%-90% aus und ist damit maßgeblich.
Szene 4 Erdölbohrungen: direkt am Ansatz einer Gabelung. Quasi im Herzen des Baums, befindet sich eine Erdölplattform mit daneben liegender Fontäne, in Normalperspektive dargestellt. Dies symbolisiert die bedingungslose Ausbeutung der begrenzten Ressourcen und die enorme Belastung die damit für den Baum besteht.
Szene 5 Städte: in dem Baum liegen 3 Städte, welche die Schwelle symbolisieren sollen. Die Mittelschicht, die in engen Städten, kleinen Wohnungen mit bedingter Lebensqualität wohnt. Daher eng gedrängte Hochhäuser die keinen Platz für Individualität oder Grünflachen lassen, aber den Systemerhalter*Innen ein Zuhause sind. (Vermerk oben beschriebene Wohnsituation in Indien)
Szene 6 Autoverkehr: Die Menschen die in ihren Autos(in Österreich, einem Land mit 8 Millionen Einwohnern, sind 5 Millionen Autos im Verkehr, jedes 3. neu zugelassene ist ein SUV), zu Großkonzerntempeln pilgern. Auch diese sind in Normalperspektive abgebildet.
Szene 7 Großkonzerne: Im oberen Bereich des Bildes, auf der linken Seite, sind die Logos von Großkonzernen abgebildet, die auch für die ungleiche Verteilung, des Reichtums stehen (Thematischer Input, siehe Projektbeschreibung)
Szene 8 Roulette + Bank: In der Mitte des Baums, sitzt hinter dem Roulette, der stereotype, alte, dicke, reiche Mann. Der Stellvertretend für die 8 Milliardäre stehen soll, die so viel besitzen, wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Das Roulette steht, in der Vogelperspektive abgebildet, für das Verspekulieren und Korrumpieren, der Oberschicht, Regierungen und Konzernen
Szene 9 Villa: Auf der rechten, oberen Seite des Bildes, ist ein abgezäuntes Anwesen abgebildet, dass auf die Festung Europa anspielt, die durch Maschendraht abgesichert und bewacht wird.
Entwicklungsländer und deren postkoloniales Erbe am Beispiel des Coca Cola Konzerns in Indien
Das Getränk wird in 200 Staaten verkauft, wobei sich nur Kuba, Myanmar und Nordkorea widersetzen konnten und die Limonade in fast allen Ländern der Welt als Kultprodukt gilt. Eine Befragung zeigte, dass von 100 Menschen lediglich 2 die Marke nicht kennen. Coca Cola, der Konzern, als Ausdruck des gelebten Kapitalismus und Wahrzeichen des amerikanischen Lebensstils steht, nimmt, nach OK, den Platz als das zweitbekannteste Wort dieser Welt ein (Global Players Coca Cola, S.7-8).
Aber was für einige Menschen ein riesiger wirtschaftlicher Erfolg war und für den Großteil der Weltbevölkerung ein gängiges Genussmittel ist, bedeutet für die Produktionsländer Ausbeutung.
Neben der Förderung von Kinderarbeit auf Zuckerrohrplantagen, besteht die Problematik, dass Coca Cola seit 2000 Grundwasser in den Produktionsländern abpumpt. Dies ist besonders drastisch, da eben diese Länder ohnehin mit Lebensmittelknappheit umgehen müssen und existentiell bedroht sind. Es ergeben sich unfruchtbare Böden, Dürren, Lebensmittel und Wasserknappheit in der einheimischen Bevölkerung. In Indien beispielsweise kam es 2005 durch den Schlamm und die Abwasser der Coca Cola Fabriken die Böden massiv mit Schwermetallen wie, Blei und Kadmium verunreinigt. Darauf hinaus wurde ein Untersuchungsbericht erstellt mit dem Hinweis eine Entschädigungszahlung von 34 Mio. Euro zu fördern, wobei diese bis heute nicht getätigt wurde (vgl. Schwarzbuch, Markenfirmen, Werner-Lobo, 2016, S.224, 225).
Ursprünglich wurde der Konzern 1977 aus Indien verbannt und konnte erst 1993 im Zuge der Globalisierung wieder zurückkehren. Mittlerweile sind 52 sogenannte „Abfüllanlagen“ alleine in Indien stationiert, die aber eher als Wasserabpumpwerke betrachtet werden können. Jeden Tag benötigt nur eine Anlage 1- 1.5 Mio. Liter Wasser in Gebieten wo Grundwasser ohnehin knapp ist. 9 Liter Wasser werden benötigt um nur einen Liter der Limonade herzustellen, damit liegt der Wasserverbrauch pro Jahr bei etwa 40 Milliarden Litern. Durch das absinkende Grundwasser versiegten 260, zuvor aufgebohrte, Brunnen, was die Wasserbeschaffung für die Bevölkerung maßgeblich erschwert. Es konnte außerdem ein Rückgang der Landwirtschaft, durch die Giftmüllproduktion des Konzerns festgestellt werden. Und obwohl Wasser ganz klar als Grundrecht in der Verfassung manifestiert wurde, gibt es kaum gewonnene Gerichtsverfahren, aber viele öffentlich gewordene Bestechungs-und Korruptionsskandale. Diese Gerichtsverfahren werden von verschiedenen Widerstandsbewegungen wie unter anderem den „Hydropiraten“ unterstützt, die Jahrzehntelang gegen das Unrecht, der Ausbeutung von Natur und Menschen kämpfen. (vgl. Shiva 2005)
Als beispielhaftes Exemplar dient Indien, stellvertretend für andere Entwicklungsländer, da sie sowohl eine hohe Bevölkerungsdichte, als auch ein wachsender Bedarf an Wohnfläche gekoppelt mit Armut vorherrscht (vgl. Dannenberg/Follmann/Hartmann, 2017, S.34).
Es wird deutlich, wenn man die Wohnsituation in Indien betrachtet wie problematisch die Planung der Städteentwicklung aufgrund der fehlenden Inklusivität der wirtschaftsschwächeren Bevölkerungsschichten ist. Es wird bei der Planung, des Wohnraumes, keine Rücksicht auf leistbares Wohnen gelegt sondern viel mehr, orientiert sich der Wohnungsmarkt an der wohlhabenden Mittel und Oberschicht (vgl. Dannenberg/Follmann/Hartmann, 2017, S.34).
All das soll durch ein Bild ausgedrückt werden, in dem einzelne Szenen die globale Weltordnung verdeutlichen.
Künstlerin: Teresa Schmölz
Titel: Handarbeit
Material: Digitalfotos und Text, kombiniert zu einem digitalen Video
Es handelt sich um ein digitales Farbfoto von Teresa Schmölz, welches am 15.12.2019 in Neulengbach, in Niederösterreich geschossen wurde. Es trägt den Titel „Handarbeit“ und zeigt die Hand ihres Vaters, beim Verarbeiten eines Wildschweines. Es handelt sich um ein Foto einer Dokumentation der nachhaltigen Wildfleischgewinnung. Zu diesem Foto gibt es eine Informationszusammenfassung eines Artikels vom ORF, in dem über nicht nachhaltige oder angeblich nachhaltige Fleischgewinnung geschrieben wurde. Der Informationstext und die Fotografie gehören zusammen und werden auch gemeinsam digital ausgestellt. Nebeneinander, links eine Diashow in der einige Bilder den Verarbeitungsprozess per Hand zeigen und in der Mitte ein Hauptfoto das auch analysiert wurde und rechts davon der Informationstext zum Durchscrollen, aber alle 3 Medien habe dieselben Größe auf der Internetseite der Herbststrasse. Die Diashow dient zur weiteren Erklärung falls das Hauptfoto noch nicht Ausschlag gebend ist.
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Wäre die Ausstellung doch analog möglich würden die Medien ganz simpel ohne Bilderrahmen nur durch eine Glasscheibe geschützt, um die Oberfläche glänzend und möglicherweise auch spiegelnd zu gestalten, ausgestellt werden. So können Leser und Leserinnen des Textes und Betrachter/innen des Fotos ihre Reflektion im Glas sehen und sich und ihren Fleischkonsum reflektieren.
Man erhält also ein Kontrastprogramm zwischen der nachhaltigen Gewinnung – dargestellt in den Fotografien – und dem eher negativ behaftetem Text zur industriellen Massenherstellung. Das Ganze soll den Fleischkonsum und vor allem die Fleischproduktion hinterfragen und kritisieren. Hierbei möchte ich erwähnen, dass ich selbst keine Vegetarierin oder Veganerin und auch keine Extremistin bezüglich dieses Themas bin, ich möchte lediglich im Zuge dieser Aufgabenstellung auf das Fehlverhalten von Industrie und Konsumenten aufmerksam machen.
Die Industrie wird immer auf Gewinn aus sein, der Konsument will nur das aller billigste Fleisch kaufen und den „teureren“ Preis, der aber eigentlich noch immer viel zu niedrig ist, um den Aufwand und die Tötung eines Tieres zu rechtfertigen, nicht bezahlen. Fleisch sollte ein Luxusgut sein und keine Selbstverständlichkeit, es sollte nicht gedankenlos leistbar sein. Der Preis sollte so hoch sein, dass sich der Konsument überlegt wo es her kommt und das Leben und das Lebewesen, das für dieses „Produkt“ gestorben ist, würdigt, schätzt und dankbar dafür ist.
Der Hauptfokus liegt auf dem schon von der Haut abgezogenen Fleisch, denn da liegt die Kernschärfe des Fotos. Es besteht fast nur aus weiß und rot, und ist klar im Vordergrund. Es wirkt spannend durch die Diagonal-Kompositionen und die Symmetrie. Würde der Körper so weiter gehen bis nach links unten, würde es das Bild in 3 Teile teilen.
Künstlerin: Nadja Skudnigg
Titel: Biene
Material: Collage aus mit verschiedenen Techniken bemalte Papierstücke auf Karton.
Das Kunstwerk ist eine Mischung aus Collage, Grafik und Malerei. Die „Biene“ wurde am 28.03.2020 fertiggestellt. Die Idee, das Konzept und der Großteil der Gestaltung wurde von Nadja Skudnigg gemacht. Die folgenden 26 Personen wirkten am Projekt mit: Lotti L., Gina H., Hanna H., Johanna K., Katsch T., Isabella W., Miri E., Mila M., Michi W., Alex V., Dorit v. M., Kathi K., Thomas T., Herbert S., Ida F., Paula M., David v. M., Ursula M., Alexandra W., Fio H., Marlen H., Toni T., Sabine S., Larissa S., Lena T. und Anja H..
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Das Kunstwerk ist 2-Dimensional und es besteht aus drei Teilen:
- der graue Hintergrund
- ein längerer Text, der links unten auf dem Hintergrund platziert ist
- das Motiv, welches eher oben rechts platziert ist
Der Hintergrund ist ein stärkeres graues Papier. Es ist 100cm x 70cm groß. Der Text ist weiß und wurde mit der Hand geschrieben. Das Motiv wurde sehr abstrahiert. Die vielen Papierstücke lassen es sehr bunt wirken und die Umrandung mit weißer Farbe macht es detaillierter. Der Text ist gut platziert, nur würde das Objekt noch besser wirken, wenn der Text nicht da wäre. Da er aber sehr wichtig ist wurde er bestmöglich in das Kunstobjekt integriert. Der Flügel der großen Biene ergibt zwei leicht zusammenlaufende Diagonalen. Dadurch wird der Blick über die Flügel in Richtung des Kopfes gelenkt. Das Auge und auch andere Körperteile ergeben Kreise, Ovale oder andere organische Formen. Die Augenhöhe liegt oberhalb des Tieres, so dass auf die seitlich dargestellte Biene leicht von oben herabgeblickt wird. Zwischen dem Hintergrund und der Umrandung gibt es einen starken Hell-Dunkel-Kontrast. Innerhalb der Biene gibt es einige Farbkontraste.
Es wurden zwei Motive gestaltet und jeweils in drei verschiedenen Größen mehrmals ausgedruckt. Die Motive sind zwei verstorbene Bienen in unterschiedlichen Positionen. Sie wurden von den Personen, die mitgearbeitet haben und ein paar von der Künstlerin selbst ausgemalt. Dabei wurden verschiedene Materialien, wie Buntstift, Kugelschreiber, Filzstift, Kreide, Wasserfarben und vieles mehr verwendet. Somit hat jede Person ihren eigenen Stil in das Kunstwerk einbringen können. Außerdem sollte mit den vielen verschiedenen Bienen auf das Aussterben aller Bienenarten aufmerksam gemacht werden. Jedenfalls ist das Kunstwerk damit sehr farbenfroh und auffallend.
Damit aber nicht irgendwo irgendwelche toten Bienen herumschweben, wurden sie zu einer großen „lebendigen“ Biene zusammengestellt. Dies soll das Interesse des Betrachters schon von Weitem wecken. Erst wenn das Bild von der Nähe betrachtet wird, sind die einzelnen Bienen zu erkennen. Durch das Zusammenstellen der Bienen sollten auch die unterschiedlichen Bienenarten als eine große Tiergruppe gesehen werden, welche, wenn eine Art von ihnen fehlen sollte, zusammenbricht. Da es nur durch das Zusammenkleben der einzelnen Teile noch keine vollständige Biene ergeben würde, wurde mit Acrylfarbe eine weiße Umrandung gemacht. Diese vervollständigt ebenfalls die Biene und macht sie besser erkennbar. Die Aufteilung der kleinen Bienen in vier Farbgruppen macht die einzelnen Körperteile der großen Biene erkennbarer. Unten links sind alle Personen aufgereiht, die bei dem Projekt mitmachten. Die Schrift wirkt sehr organisch, was gut zu der Biene passt, da diese auch sehr organisch gemalt wurde. Die Aussage des Kunstwerkes soll nicht nur den Betrachter mitgeteilt werden, sondern hauptsächlich den Ausmalern der toten Bienen. Denn beim Ausmalen sollte einem die Situation bewusstwerden und durch die Erklärung des Konzeptes für das Anmalen soll weiter darüber geredet und lange über das Thema nachgedacht werden. Im Endeffekt sollte jeder, egal ob mitgemacht oder Betrachter, sich mit dem Thema auseinandersetzen und das Interesse an Artenschutz von Bienen geweckt werden.
Gesellschaftliche Realitäten
Künstlerin: Miriam Strake
Titel: Dolly in a box
Material: Digitale Fotografien
Dolly in a box No.1 ist eine der zwei Fotografien des Fotoprojekts Dolly in a box. Das Kunstwerk erschien im Jahr 2019 und ordnet sich der Gattung bildende Kunst unter. Die Künstlerin Miriam Strake setzt sich in ihrer Arbeit kritisch mit dem Frauenbild in der Kosmetikindustrie auseinander. Bei den Fotografien handelt es sich um farbige digitale Aufnahmen, die eine Serie bilden, wobei eine der Fotografien eine Detailaufnahme des Hauptmotives der ersten Fotografie darstellt. Beide Werke sind im öffentlichen Raum, genauer in einem Drogeriemarkt, entstanden und wurden nachträglich digital weiterverarbeitet. Die Bildmontagen werden in das Genre inszenierte Fotografie, sowie Miniaturfotografie eingegliedert.
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Bei der folgenden Bildanalyse wird genauer auf die erste Fotografie des Gesamtkunstwerkes eingegangen. Zunächst ist das gesamte Bild in vier Register, die sich horizontal über die volle Bildbreite ziehen, eingeteilt. Das Zentrum des Werkes bilden vier weibliche Figuren, die von verschiedensten Kosmetikartikeln umgeben sind. In den jeweiligen Registern liegen die gezeigten Objekte auf einer Ebene. Der Blick des Betrachters ist frontal in Augenhöhe auf das Geschehen gerichtet. Diese Frontalperspektive verschafft einen Überblick auf das Dargestellte. Fast alle Bildgegenstände zeichnen sich durch warme Töne aus und bilden einen Kontrast zu den kühlen Lichtfarben. Generell ist kein starker Lichteinfall von Außerhalb der Fotografie festzustellen, stattdessen wird jedes Register einzeln künstlich beleuchtet. Dabei sitzt jeweils die Lichtquelle oberhalb der Produkte, wobei fast keine Schatten zu sehen sind. Auffällig ist auch der Kontrast zwischen organischen Formen und geometrischen Formen. So wird ein Kontrast zwischen den menschlichen Figuren und den Verkaufsgütern geschaffen. Es dominieren keine harten Kanten oder Linien das Bild, stattdessen sind die Konturen der Objekte von einem leichten Bildrauschen weichgezeichnet.
Die an den Bildrändern leicht verzerrten Register erzeugen eine Dreidimensionalität und versetzten der Fotografie einen dezenten Bullaugeneffekt. Dieser Effekt erzeugt leichte Spannungen, doch diesen wirken die parallel und sauber angeordneten Kosmetikprodukte entgegen. Zusätzlich erweckt der Effekt den Eindruck, dass es sich bei dem Gezeigten um einen Bildausschnitt, aus einem größeren Raum, handelt.
Die zentral positionierten Frauenfiguren stechen nicht nur wegen ihrer Form, sondern auch wegen ihrer Größe und dem weißen Hintergrund, aus dem Bild heraus. Die dynamische Haltung der Figuren, zum Beispiel der Spagat, lenkt ebenfalls den Blick des Betrachters auf das Hauptmotiv.
In der Kosmetikindustrie wirbt man mit vermeintlich perfekten Frauen, die durch spezielle Produkte genau zu solchen geworden sind. Sie werden als ein Ideal für jede Frau beworben und erwecken den Anschein, als ob eine Frau genau diesem Ideal entsprechen muss. Wer nicht diesem Vorbild entspricht, muss sich mit Hilfe der speziellen Produkte anpassen. Sie erwecken den Eindruck, man könne die perfekte Frau in ihren Produkten kaufen. Dafür muss man sich bloß an ihre Vorschriften halten und sich streng an ihre Empfehlungen halten. Man muss sich anpassen, um dem sozialen Druck zu entsprechen, schließlich schreibt die Kosmetikindustrie, zusammen mit der Modeindustrie, der Gesellschaft vor, welcher Typ Mensch gerade angesagt ist und welcher nicht. Dabei steht die Frau ganz besonders im Zentrum.
Das Kunstwerk zeigt, wie sehr Frauen auf ihr Äußeres reduziert werden und keine Individualität herrscht. Als Symbol für die Frauen werden in dem Werk absichtlich kleine Puppen eingesetzt, denn sie sollen eine ideale Frau darstellen: süß, klein und schön anzuschauen. Durch Puppen wachsen Kinder schon mit diesem Idealbild einer Frau auf. Sie haben ebenmäßige Haut ohne Poren und Unreinheiten, die in unserer Gesellschaft als unschön angesehen werden. Die abgebildeten Puppen zwängen sich in kleine Plastikverpackungen und zeigen so, wie sehr sich Frauen vorgefertigter Idealbilder anpassen. Auch das lichtreflektierende Plastik stellt einen Bezug zwischen dem gefälschten Äußeren einer Makeup-tragenden Person her.
Das Werk vermittelt, dass die vermeintlich perfekte Frau in Massen, im Handel, durch Kosmetikprodukte, erhältlich ist. Sie ist kein Individuum mehr und nur so viel wert ist, wie ihr Erscheinungsbild. Daher sind die Puppen mit den Kosmetikprodukten auf eine Ebene gesetzt. Zu Beginn der Erarbeitung des Konzepts war mir klar, dass ich mit kleinen Figuren arbeiten und Frauen thematisieren möchte. Doch bei der Umsetzung waren noch Unklarheiten offen. Sollte es ein Stop-Motion-Film werden oder doch eine Miniaturfotografie? Die Tendenz entwickelte sich von einem Film weg in Richtung Fotografie. Skizzen und Probefotos waren ausschlaggebend für die Entscheidung, denn die Umsetzung entpuppte sich bei manchen Ideen als sehr herausfordernd. Eine weitere Idee war die Frau als Ornament in Szene zu bringen. Dies wäre eine Anspielung auf das Kunstprojekt Körperkonfigurationen, von der Künstlerin VALIE EXPORT, gewesen. Bei dieser Idee kam auch die sogenannte Polly Pocket, eine Barbie gleichende Spielzeugpuppe, als Fotoobjekt in Frage. Letztendlich ist das Konzept Dolly in a box geboren.
Künstlerin: Ana-Maria Valero- Berthold
Titel: Social Eating Habits I / II
Material: Collagen aus Digitaldruck auf Papier, Aquarell auf Papier, Seidenpapier und Bleistift auf Papier.
Die 2 Collagen namens „Social Eating Habits I/II“ wurden 2020 von Ana-Maria Valero- Berthold erstellt. Die Werke gehören zum Genre „Gender Food“. Das Kunstwerk besteht aus zwei Bildern, wo pro Werk eine aquarellierte Frau oder ein Mann abgebildet sind. Diese sind in Unterwäsche. Beim Mann besteht sie aus unterschiedlichen rohen Fleischstücken, z.B. Wurst oder Steaks, und beim weiblichen Geschlecht aus vielen, bunten Gemüsesorten, wie Salat, Paprika, Radieschen, Rotkraut, Zeller und Kohl. Diese wurden aus Prospekten ausgeschnitten oder Bilder aus dem Internet ausgedruckt.
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Auch der Kopf der weiblichen Collage ist pflanzlich und ist ein Salat. Ihr Wesen ist durchtrainiert und abstrahiert. Ihre Hautfarbe ist leicht gelblich und rosa. Hinter ihr gibt es ein rechteckiges, grünes und durchsichtiges Seidenpapier. Der Salat-Schädel ist das einzige Körperteil, das über das Papier ragt. Ihre Hände sind um die Hüfte gestemmt und die Beine gehen nur bis zu ihren Oberschenkeln. Im Hintergrund ist eine leicht schräge Bleistiftschrift zu sehen. Um die Personen ist eine weiße Umrandung.
Die „männliche“ Collage ist sehr ähnlich aufgebaut, jedoch besitzt der Mann einen Hühnerkopf und das Seidenpapier ist rot gehalten. Auch ist seine Armhaltung anders, denn er stellt seine Muskeln zur Show und winkelt sie nach dafür nach oben. Er besitzt auch ein Sixpack.
Es wurden vier unterschiedliche Papiere verwendet (Aquarell, Seidenpapier, Kopierpapier, normales Zeichenpapier). Die Körper sind abstrahiert, leicht rau und kühl. Ihre Formgebung entsteht durch dezente Bleistiftstriche. Die Haut der Menschen wirkt wie verdorbenes Fleisch. Die Werke sind farblich zurückhaltend, einzig das Seidenpapier und das Gemüse stechen heraus. Es gibt keine perspektivische Darstellung sowie keinen Lichteinfall und Schatten.
Es wird ein Text eingesetzt, dieser wiederholt sich immer wieder und behandelt die kritische Betrachtung unserer sozialen Ernährungsweisen. Er wurde handschriftlich mit einem HB- Bleistift verfasst und ist unterschiedlich groß und dick. Er bildet den kompletten Hintergrund und ist essenziel für das Verständnis beider Collagen, jedoch ist er sehr dezent gehalten und die einzelnen Personen heben sich heraus. Der Text geht auch unter dem durchsichtigen farbigen Papier weiter.
Die Collagen sind asymmetrisch und erzeugen eine leichte Spannung. Die Personen sind mittig platziert. Es gibt eine leichte Raumstaffelung, vorne sind die Figuren, im Mittelgrund das Seidenpapier und hinten befindet sich die Schrift, jedoch ist keine Handlung vorhanden. Die Werke wirken sehr kühl und distanziert. Es ist ein Qualitätskontrast vorhanden. Die stumpfen Farben der Haut treffen mit der Unterwäsche, dem Kopf und dem leuchtenden Mittelgrund aneinander. Werden die beiden Werke miteinander verglichen herrscht ein Quantitätskontrast zwischen den Farben rot und grün, diese Farben sind in den Collagen zu einem unterschiedlichen Grad dominierend. Auch ist deren Wirkung unterschiedlich.
Das Kunstwerk zeigt das stereotypische Essensverhalten der unterschiedlichen Geschlechter auf. „Männer“ „benötigen“ viel Fleisch, um Kraft zu bekommen. Dies zeigt sich, durch den Hühnerkopf und der Unterwäsche mit Fleischstücken wieder. Der rote Mittelgrund betont dies nochmals. Fleisch steht für „Kraft“ und „Virilität“. „Frauen“ hingegen „essen weniger“ und konsumieren viele „schwache“ Nahrungsmittel, wie Gemüse. Jedoch haben sie die Regel und sind oftmals viel mehr Stress ausgesetzt. Bei der Leibwäsche ist viel Grünzeugs zu sehen. Durch das grünliche Seidenpapier wird die Stereotypisierung klarer.
Das Werk wirkt leicht bedrückend, obwohl es keine beengenden Darstellungen oder Handlungen gibt. Anfangs ist es schwer den Hintergrund der Collagen zu verstehen, da beide Körper kräftig sind, nur eine unterschiedliche Unterbekleidung und Köpfe besitzen. Erst durch den Text ergeben die Darstellungen Sinn und zeigen ein Thema auf, das kaum in der Gesellschaft besprochen wird. Dadurch werden neue Denkanstöße erstellt.
Künstlerin: Michaela Witz
Titel: Who I want to be
Material: Fineliner und Aquarell auf Papier, digital nachbearbeitet
Der Comic “Who I want to be”, entstand im Jahr 2019/20 und wurde mit verschiedenen Techniken ausgeführt. Beim Comic wurde mit Finelinern in verschiedenen Stärken gearbeitet, um die einzelnen Felder zu gestalten. Die Farbgebung des Hintergrundes wurde mit Aquarelltechnik auf Papier gestaltet. Anschließend wurde die Arbeit am Computer nachgearbeitet. Der Comic besteht aus 7 einzelnen Fenstern, welche den Lauf der Geschichte erzählen. Sechs davon sind in der gleichen Größenordnung angeordnet, wobei immer zwei Felder nebeneinander liegen. Das letzte Feld ist doppelt so groß wie der Rest und liegt unter den anderen.
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Das erste Feld des Comics ist aus einer leichten Froschperspektive gezeichnet und führt mit den zwei mittigen Diagonalen den Blick des Betrachters fluchtpunktartig zum Gebäude in der Mitte. Dieses ist abstrakt gestaltet, was man an den unrealistischen Formen erkennen kann. Das zweite Feld ist genauso wie das Letzte in Vogelperspektive gestaltet. Das letzte Feld hat als einziges keinen pastellfarbigen Hintergrund. Beide sind mithilfe eines Fluchtpunktes erstellt worden. In der vorderen Mitte befindet sich in beiden Feldern eine detailliert gezeichnete Person, die auf den ersten Blick ins Auge springt. Das vierte Feld hat auch eine Besonderheit gegenüber den anderen, da es das einzige Feld ist, welches in Normalperspektive gestaltet wurde. Darauf befinden sich zwei detailgetreue Personen mittig in der Abbildung. Sie sind durch eine gezackte Linie voneinander getrennt und auf der linken und rechten Seite der Personen sind Sprechblasen angeordnet. Alle restlichen Felder sind in leichter Vogelperspektive gearbeitet und haben eine ähnliche Komposition. Im dritten Feld sieht man eine Person mit anderen weinigen Gegenständen. Die Darstellung befindet sich ausschließlich in der Mitte des Feldes. Nur zwei wolkenförmige Gedankenblasen sind rechts und links über dem Kopf der Person angeordnet. In Feld fünf kann man wieder zwei detailliert gezeichnete Personen erkennen. Eine sitzende und eine stehende Person. Gegenstände sind in diesem Feld auf ein Minimum reduziert. Im sechsten Feld sieht man nur eine detailliert gezeichnete Person. Genauso kann man, wie in Feld fünf, eine steigende Diagonale erkennen, die durch die Gegenstände der Abbildungen entsteht. Durch die detaillierte Ausführung der wichtigen Charaktere ist auch in einer gewissen Art eine Bedeutungsperspektive vorhanden.
Die Schrift im Comic ist nur mithilfe von Großbuchstaben verfasst und in englischer Sprache zu lesen. Sie befindet sich entweder in wolkenförmigen Gedankenblasen, rundlichen Sprechblasen oder am oberen linken Rand eines Feldes.
Der Comic hat eine pastelltönige Farbgebung. Sie ist mit einem Farbverlauf von oben nach unten gestaltet und verändert sich von einem dunkleren Blau in einen lilafarbenen Ton. Der Verlauf verändert sich bis nach unten so weit, dass er sich am Ende auf eine weiße Hintergrundfarbe reduziert. Die Farbgebung bietet einen zusätzlichen weiteren Kontrast zu dem sonstigen, schon bestehenden, Schwarz-Weiß-Kontrast.
Im Comic geht es um die Stereotypisierung eines Menschen, ausgehend von dessen Aussehen. Zusätzlich zur Entwicklung der Hauptfigur und die dazu verwendeten Gestaltungsmittel, führt einen auch der englische Dialog durch die Geschichte und verdeutlicht deren Aussage. Die wichtigen Personen werden durch detailreiche Gestaltung hervorgehoben, wohingegen unwichtige Personen nur mithilfe abstrakter Umrisse dargestellt sind, was es einfacher macht die Geschichte zu verstehen. Außerdem werden mithilfe der dezenten Farbgebung, die Gefühle der Hauptperson unterstrichen, da sie sich von einem kalten Farbton in einen wärmeren umwandelt.
Der Betrachter soll die Aussage, welche im letzten Feld durch die Verdeutlichung des Textes in der Sprechblase enthalten ist, verstehen und sich mit der Hauptfigur identifizieren können.
Künstlerin: Jasmin Zuderell
Titel: Die Dose
Material: Digitales Animationsvideo
Das Animationsvideo aus dem Bereich der Bildenden Kunst mit dem Titel „Die Dose“ wurde 2019/20 von Jasmin Zuderell zum Thema Umweltverschmutzung geschaffen. Die Animation wurde mit Kohlestift auf Papier gezeichnet, mithilfe eines Lichtpultes. Danach wurde sie eingescannt und am Computer weiter bearbeitet und Farbe hinzugefügt. Der letzte Schritt war das Videoschneiden im Schnittprogramm. In der ersten Szene sieht man einen Menschen mit einer Dose durch den Wald spazieren, diese lässt er auf halbem Wege einfach auf den Boden fallen. Es wird zur Dose gezoomt, sodass der Betrachter sie erkennen kann.
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Dann zum Baum, dieser bekommt einen bösen Gesichtsausdruck. Nach dem Rauszoomen wird sichtbar wie der Baum die Dose mit seiner Wurzel zu einem anderen Baum schmeißt. Die virtuelle Kamera folgt der Dose zu den Wurzeln des zweiten Baums. Ein trauriger Gesichtsausdruck des zweiten Gesichts wird gezeigt. Der Baum schießt die Dose mit einem Ast hinauf über die Baumkronen, dabei erfolgt ein Szenenwechsel. Über den Baumkronen wird die Dose von Baum zu Baum geworfen und am Ende fliegt sie dem Betrachter entgegen.
Im Vordergrund steht am Anfang des Videos der Mensch, dann die Dose und wie der Wald mit der Dose umgeht. In der ersten Szenen ist die Perspektive etwas höher als die Normalperspektive, in der zweiten Szenen gibt es eine Vogelperspektive. Der Mensch sind abstrakt dargestellt und die anderen Gegenstände mehr realistisch. Durch die Anordnung der drei, im Vordergrund stehenden Bäume, in der ersten Szene entsteht eine Symmetrie und Drittelregel sowie eine Raumstaffelung. Das Video ist in den Farben Schwarz, Weiß, Rot gestaltet. Durch das dezente Auftreten der roten Farbe entsteht ein Quantitätskontrast.
Die Aussage hinter dem Kunstwerk ist, dass man nicht einfach seinen Müll im Wald liegen lassen soll. Gerade in Ländern wie Österreich in denen es ein funktionierendes Müllsystem gibt und an fast jeder Ecke ein Mülleimer steht ist das nicht notwendig. Weiters stellt das Kunstwerk dar wie unachtsam die Menschen mit der Natur umgehen. Der Wald war für die Menschheit immer sehr hilfreich und es sollte keinen Grund geben mit einer der wertvollsten Ressourcen auf unserem Planeten so verantwortungslos umzugehen.
Das Video soll zum Handeln anregen, es gibt verschiedene Wege, der Umwelt weniger zu schaden. Einerseits indem man die Natur wertschätzt. Durch Bewegung in der Natur wird einem erst bewusst wie wertvoll sie ist und dass wir unser Handeln verändern müssen. Aber auch indem man bewusst einkauft, auf Produkte von weiter weg verzichtet (da diese durch den Transport viel Kohlenstoffdioxid verbrauchen und dadurch viel umweltschädlicher sind als regionale Produkte) und auf Plastikverpackungen verzichtet. Plastik lässt sich nicht gut recyceln. Kleine Strecken sollten nicht mit dem Auto, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zurückgelegt werden. Wenn längere Strecken zurück gelegt werden, sollte man wenn möglich mit dem Zug oder Bus fahren und nicht fliegen. Auch sollten wir sparsam mit den Ressourcen umgehen. Die Produktion von Strom und Wasser sorgt noch immer für Kohlenstoffdioxidausstoß, welcher größtenteils für die Erderwärmung verantwortlich ist.