Dora Kuthy führte ein Interview mit Lia Gladilin. Sie hat 2019 maturiert und ist Absolventin der Kunstschule Herbststrasse. Die Aufnahmeprüfung an der Akademie der bildenden Künste hat sie bestanden.
Du hast den plastischen Zweig ausgewählt, aber in deinen künstlerischen Arbeiten kommen oft Textilien vor. Wie nimmst du die Grenze zwischen Plastischem und Textilem wahr?
Für mich persönlich existiert, abgesehen von den beiden Schulzweigen, im Grunde keine wirkliche Grenze zwischen Textilem und Plastischem (Anmerkung: Objektkunst). Deswegen war es für mich auch eine schwere Entscheidung, für welchen Zweig ich mich entscheiden soll. Am liebsten hätte ich beide besucht. Meine Arbeiten sind auch zumeist Mixed Media Projekte, in denen sich Textiles und Plastisches überschneidet und vermischt.
Welche Themen beschäftigen dich am meisten? Was ist der Ausgangspunkt deiner Arbeiten? Was möchtest du mit deiner Kunst kommunizieren? Wie persönlich ist Kunst für dich?
Für mich ist kreatives Arbeiten sehr intim und emotional. Mein Ausgangspunkt für künstlerisches Gestalten sind meist meine Gefühle und meine allgemeine Lebenssituation. Im Grunde ist meine Kunst für mich eine Art Erinnerung, eine Art Tagebuch. Deswegen verwende ich auch öfters das Medium Skizzenbuch, wobei ich aber meistens versuche das vorgegebene Format zu brechen. Bei meiner kreativen Arbeit geht es außerdem auch mehr um den künstlerischen Prozess, als um das schlussendliche Ergebnis. Deswegen empfinde ich auch die Unterteilung in „gut“ oder „schlecht“ irreführend.
Woraus schöpfst du deine Inspiration?
Inspiriert werde ich vor allem durch verschiedene Erfahrungen und die damit einhergehenden Emotionen.
Was macht dir am meisten Spaß, wenn du Kunst machst?
Beim kreativen Arbeiten mag ich vor allem das Ungezwungene, das Freie. Den kreativen Prozess. Auch die Einzigartigkeit, die auch dann bestehen bleibt, wenn man in bekannten Gestaltungsmustern gefangen ist.
Du hast auch beim Sound Lab Projekt** der Herbststrasse mitgemacht. Wie würdest du diese Erfahrung beschreiben?
(**Hinweis: Sound Lab ist eine experimentelle Schulband unter der Leitung des Musikers David Wedenig)
Um ehrlich zu sein, war und ist und bleibt SoundLab ein wichtiger Baustein in meinem Leben. Ich kann keine Instrumente spielen, nicht singen und habe ein grauenhaftes Taktgefühl. Durch SoundLab habe ich einen Teil der Musik- und Geräuschwelt kennengelernt, der mir vorher noch fremd war. Es muss nicht jeder Ton sitzen. Experimentieren. Improvisieren. Spaß.
Du kommst aus St. Pölten und bist viel gependelt. Wie hat dieses Ortswechseln dich beeinflußt? Hat es Vorteile für dich gehabt? Ist das eine Bereicherung?
Ich habe das viele Herumfahren und den Ortswechsel immer sehr positiv gesehen, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich generell gerne reise. Ich liebe es Neues zu sehen. Neue Kulturen zu erforschen. Und ja, da gibt es große Unterschiede zwischen Wien und St. Pölten.
Du bist mit den St. Pöltener Kunstszene sehr gut vernetzt und du hast auch zweimal für deine Klasse eine Kunstnacht im Sonnenpark mit dem Lames Verein organisiert. Kannst du mehr dazu erzählen?
Genau ich habe einmal für meine Klasse die Kunstnacht organisiert, welche sich im nächsten Jahr zum KUNSTJAM, einem öffentlichen Kunstevent, weiterentwickelt hat. Bei dem Event geht es vor allem um dynamische selbstständige Entwicklung von Kunst. Weiters wurden zu den Events Künstler eingeladen, die einerseits etwas über ihre Kunst erzählt haben und andererseits uns mehr oder weniger fremde Techniken (Schweißen, Textil Bleaching) näher gebracht haben. Highlight des Events war zu beiden Zeiten eine spontane gesellschaftskritische Performance.
Mit welchen Künstler*innen hast du Kontakt? Wie bereichernd ist dieser Austausch?
Durch den Kunst und Kultur Verein LAMES stehe ich eigentlich im ständigen Austausch mit etlichen Künstler*innen aus verschiedenen Bereichen. Mit dem Künstler Andreas Fraenzl (Bauchklang, Grafik, Kulturhauptstadt St. Pölten) und dem bildenden Künstler F. J. Sochurek stehe ich zum Beispiel im ständigen Austausch. Diese Kunstvernetzung ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Kunstszene. Man bekommt unter anderem auch öfters die Möglichkeit auszustellen.
Du bist auf der Universität für bildende Kunst aufgenommen worden. Wie schauen deine Pläne aus?
Ich werde erst mal „Gestaltung im Kontext“ und „Kunst und Bildung“, sprich Kunstpädagogik, studieren. Lehrerin werden möchte ich eigentlich nicht, vielleicht werde ich noch in die bildende Kunst wechseln. Mein allgemeines Ziel ist momentan Kunstevents zu organisieren.
Danke für das Interview!
Das Interview führte Dora Kuthy. Sie ist freischaffende Künstlerin und Lehrerin an der KunstModeDesign Herbststrasse.